Vom Krieg und seinen Umständen

Herne. Eine Sonderausstellung im Archäologischen Museum Herne führt die Folgen von Krieg und Gewalt vor Augen. Bis zum 26. Mai ist sie als Ergänzung zur Hauptausstellung „Modern Times“ zu sehen, die Fundstücke von Ausgrabungen aus dem 19. und 20. Jahrhundert zeigt. Unter dem Titel „Überleben“ als Studioausstellung auf kleinem Raum konzipiert, sind ausgegrabene Hinterlassenschaften von Kriegsgefangenen des Stalag 326 6 k zu sehen, des größten Stammlagers in Deutschland, das im Zuge des deutschen Angriffs auf die Sowjetunion im Sennesand bei Schloss-Holte-Stukenbrock errichtet wurde, zunächst nur mit Stacheldraht. Das Lager war zweigeteilt. Russische Gefangene, die der Nazi-Ideologie gemäß als „Untermenschen“ galten, waren deutlich schlechteren Bedingungen ausgesetzt als die Gefangenen der Westalliierten. Sechzig- von Zweihunderttausend überlebten die brutale Behandlung nicht. Wer überlebte, kam zur Zwangsarbeit in die Bergwerke und Schwerindustrie des Ruhrgebietes. Eintausend solcher Kriegsgefangenlager gab es im Deutschen Reich.Die Ausstellung zeigt überlebensnotwendige Gegenstände, unter anderem Behältnisse aus Blech und Aluminium zum „Essenfassen“. Auf den Resten ihrer Oberflächen finden sich mit der Hand eingeritzte, meist mehrere Namen mit kyrillischen Buchstaben. Die Überlebenden verwendeten die Näpfe der Toten weiter. Die Ausstellung zeigt, was im Krieg geschieht, wenn Menschen nicht als Menschen angesehen werden: Sie werden entwürdigt und müssen um ihr Überleben kämpfen. So wird auch die moderne Kriegführung und ihre Vorbereitung zu dem Menschheitsübel, das die Bibel „Sünde“ nennt. HHB