Stimmungsvolles und Nachdenkliches

WANNE-EICKEL – Zu diesjährigen Adventsfeier des Zeppelin-Zentrums am 13. Dezember sind an die 120 Gäste gekommen und haben ein abwechslungsreiches Programm erlebt. Leiterin Dagmar Spangenberg-Mades begrüßte neben den Besuchern und Klienten der Einrichtung auch einige ehemalige Mitarbeiter, Vertreter des Fördervereins Maloche und andere Unterstützer sowie Kollegen aus anderen sozialen Einrichtungen und Projekten in Herne.

 In seinem Grußwort erinnerte Superintendent Reiner Rimkus an die Jahreslosung für das zurückliegende Jahr „ Suchet den Frieden und jaget ihm nach“. Er lobte den hier in Herne nötig gewordenen und seit August kontinuierlichen Protest der Evangelischen und Katholischen Kirche und anderer Bündnisteilnehmer gegen die Aufmärsche der „Besorgten Bürger“ und forderte die Zuhörer auf, sich auch weiterhin für Frieden und gegen Gewalt zu engagieren. In diesem Zusammenhang zitierte der Superintendent die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, die auf der Landesynode die zunehmende Gewalt auch in unserer Sprache anprangert hatte. Abschließend wünschte er allen Gästen Frohe Weihnachten und ein friedvolles Neues Jahr.

In ihrer Andacht beschäftigte sich Pfarrerin Zuzanna Hanussek mit Licht und Dunkelheit. Sie nutzte zur Verdeutlichung ein Beispiel aus der Natur. In der lichtlosen Tiefsee leben wunderschöne farbige Fische, die aber auf Grund der Dunkelheit nicht gesehen werden und sich auch untereinander nicht sehen können. Dies übertrug sie auf das Zusammenleben der Menschen, indem sie ausführte, dass gerade die Menschen, die im Dunkeln oder am Rand der Gesellschaft stehen, „leuchten“, also wertvoll sind. Für diese Menschen einzustehen, sei auch die Botschaft des Evangeliums.

Dagmar Spangenberg-Mades gab in ihrem Jahresrückblick einen Einblick in die Arbeit der Einrichtung in 2019. Es wurden wieder gut 900 Beratungen durchgeführt. Sie stellte fest, dass es sich bei der überwiegenden Zahl um sehr komplexe Problemstellungen handelte. Sehr oft habe die existenzielle Not der Ratsuchenden im Vordergrund gestanden. „Dies ist angesichts der hohen Armutsquote im Ruhrgebiet von 21,1 Prozent nicht verwunderlich“, sagte sie. Spangenberg-Mades berichtete über ein Erlebnis an einer Supermarktkasse. „Abends wollten zwei offensichtlich aus Südosteuropa stammende Frauen drei Packungen Aufbackbrötchen wohl zum Abendbrot für die Familie kaufen. Sie zahlten mit etwas Kleingeld und einem Pfandbon, was nicht ausreichte. So gaben sie zunächst eine Packung zurück. Als sie auch noch die zweite zurückgeben mussten, übernahm die Kundin, die hinter ihnen stand, die Differenz. Die beiden waren überglücklich und bedankten sich. Hier war Armut in unserer direkten Nachbarschaft erlebbar.“

Eine weitere Entwicklung im Beratungsalltag sei die stetige Zunahme von psychischen Belastungssituationen und Erkrankungen. „In vielen Fällen lagen die Lösungen nicht auf der Hand, sondern es bedurfte vieler einzelner Schritte, auch in Kooperation mit anderen Institutionen.“ Um einen besseren Einblick in die Beratungsarbeit zu gewährleisten, stellte Spangenberg-Mades sechs Fallbeispiele aus den zurückliegenden Wochen vor.

Für den Bereich des Zentrums hob sie besonders das Engagement der derzeit 20 Ehrenamtlichen hervor. Diese freuten sich in diesem Jahr besonders, als sie im Frühjahr mit dem Kumpel Award der CDA Herne eine Auszeichnung für ihren Einsatz erhielten. Spangenberg-Mades hob einmal mehr die Wichtigkeit von Begegnungsräumen und Gemeinschaft hervor. „Vielleicht können sich Menschen, die ein intaktes soziales Umfeld haben, nicht immer vorstellen, was es bedeutet, allein zu sein, einsam und problembeladen“, sagte sie und wies darauf hin, dass soziale Isolation nachgewiesener Maße das größte Gesundheitsrisiko darstellt. In diesem Zusammenhang kritisierte sie das Vorhaben von Landesarbeitsminister Laumann, die Förderung für die Arbeitslosenzentren in NRW ab 2021 einzustellen. In Herne wäre davon das Arbeitslosenzentrum der Katholischen Kirche betroffen. „In der Arbeit der Arbeitslosenzentren und Beratungsstellen geht es vor allen um Menschen, die nicht so ohne weiteres in den ersten Arbeitsmarkt kommen. Auch die Statistik beweist, dass jeder Fünfte mehr als zehn Jahre im Leistungsbezug ist. Wo der Markt den Menschen keine Chancen mehr einräumt, brauchen sie einen dauerhaften sozialen Arbeitsmarkt und soziale Projekte, in die sie sich entsprechend ihrer Möglichkeiten einbringen können.“

Anhand des Pressespiegels verdeutlichte Spangenberg-Mades den Besuchern, wie viele öffentlichkeitswirksame Aktionen das Zentrum im zurückliegenden Jahr wieder auf die Beine gestellt hatte. Unter anderem hob sie die Teilnahme am Evangelischen Kirchentag in Dortmund, die Teilnahme am Cranger Kirmesumzug und die Quartiersputzaktionen zu Ostern und zu Nikolaus hervor. Besonders stolz zeigte sich die Leiterin auf die Teilnahme von Ehrenamtlichen und Besuchern an den wöchentlichen Gegendemonstrationen gegen Rechts in der Herner Innenstadt. Das Zeppelin-Zentrum und das Arbeitslosenzentrum Herne e.V. hatten sich in diesem Jahr auch in ihrem traditionellen Gottesdienst auf dem Herner Weihnachtsmarkt mit der zunehmenden Gewalt in der Sprache beschäftigt.

Die Feier ging stimmungsvoll weiter, als Ehrenamtliche und Besucher des Zentrums zum Teil nachdenkliche aber auch Hoffnung spendende Weihnachtsgeschichten und -gedichte vortrugen.

Ein Höhepunkt im Programm bildete der Auftritt des Chores „Voices in Harmony“. Er gehört seit vielen Jahren zu den engsten Unterstützern der Arbeit. Wie in jedem Jahr hatten die Mitglieder auch diesmal wieder während ihrer Auftritte für das Zeppelin-Zentrum gesammelt und überreichten in diesem Jahr eine Spende von über 3200 Euro an den Förderverein Maloche e.V. zur Unterstützung von Menschen in Notlagen. Dagmar Spangenberg-Mades dankte dem Chor für sein Engagement und diese wertvolle Unterstützung. Abschließend galt ihr Dank auch den Ehrenamtlichen, Christian Glasner als engagiertem Mitarbeiter und den zahlreichen Unterstützern der Einrichtung, allen voran dem Förderverein Maloche e.V. Danach wartete auf die Gäste, wieder ein tolles Buffet; die Feier klang mit Adventsliedern aus. DSM