Starke Partner für Gesundheit und Soziales

Herne/ Castrop-Rauxel/ Witten. Diakonie Ruhr und Ev. Krankenhausgemeinschaft Herne | Castrop-Rauxel fassten vor zehn Jahren einen wegweisenden Entschluss: Sie wollten größere Zusammenhänge herstellen und sektorenübergreifend arbeiten, um gemein­sam zukunftsträchtige Versorgungsformen in den Bereichen Gesundheit und Soziales zu entwickeln. Dies war die Geburtsstunde des Evangelischen Ver­bundes Ruhr (EVR). Durch den Zusammenschluss der Partner-Unternehmen in einer Holding am 1. Juli 2011 entstand einer der größten evangelischen Arbeitgeber in der Region. Heute steht der EVR auf Platz 13 der Liste der um­satzstärksten Sozialunternehmen in Nordrhein-Westfalen. Bundesweit belegt er auf dieser Rangliste Platz 38.

Durch den Zusammenschluss ist ein umfassendes Leistungsangebot entstan­den, das den Menschen in jeder Phase seines Lebens begleitet. Beide Partner bringen dabei ihre besonderen Kompetenzen ein. Zur Sparte Gesundheitswirt­schaft gehören derzeit drei Krankenhäuser an vier Betriebsstellen in Herne, Castrop-Rauxel und Witten mit 29 Kliniken, dazu zwei Tageskliniken und zwei Kurzzeitbehandlungszentren. Hinzu kommen ambulante Angebote wie zum Beispiel drei Ärztehäuser. Die Verbindung von stationären, teilstationären und ambulanten Angeboten ermöglicht es, Patientinnen und Patienten engma­schig zu begleiten. 2020 wurden in den Krankenhäusern des EVR insgesamt 41.444 Menschen stationär und 57.224 ambulant behandelt.

Schwerpunkte der Sozialwirtschaft sind Altenhilfe, Behindertenhilfe, Sucht­krankenhilfe, Flüchtlingshilfe, Wohnungslosenhilfe sowie Kinder- und Ju­gendhilfe. Unter anderem betreibt die Diakonie Ruhr in Bochum, Witten, Herne, Dortmund und Lünen elf stationäre Altenhilfeeinrichtungen mit 967 Plätzen, drei Kurzzeitpflegeeinrichtungen mit 44 Plätzen, vier Tagespflegeein­richtungen mit 42 Plätzen, zwei ambulante Pflegewohngemeinschaften mit 36 Plätzen, sechs stationäre Wohnformen für Menschen mit Behinderungen mit insgesamt 237 Plätzen sowie zwei Werkstätten zuzüglich Außenstellen mit insgesamt 576 Plätzen. 943 Menschen mit Behinderung werden ambulant versorgt und betreut. Insgesamt haben sich unter dem Dach des EVR derzeit 21 Gesellschaften aus den Bereichen Gesundheits- und Sozialwirtschaft ver­sammelt.

Mit der Gründung der Holding ist in den Krankenhäusern eine stärkere Aus­richtung auf den Bereich der Altersmedizin erfolgt. Ein wesentliches Ziel ist die Vernetzung mit den ambulanten, teilstationären und stationären Angebo­ten der Altenhilfe. Bereits bestehende Netzwerke wurden gestärkt und weiter ausgebaut, beispielsweise in Witten. Dort besteht auf engem Raum ein einzig­artiges Angebot unterschiedlicher Versorgungsformen in Medizin, Pflege, The­rapie, speziell für ältere Menschen. Das Ev. Krankenhaus Witten mit der Klinik für Geriatrie und das Altenzentrum am Schwesternpark, Feierabendhäuser mit vollstationärer, Kurzzeit- und Tagespflege sowie barrierefreien Wohnungen für das ServiceWohnen arbeiten seit Jahrzehnten intensiv zusammen. Dazu kommen Ausbildungsangebote im sozialen und pflegerischen Bereich sowie ein reiches geistlich-spirituelles Leben.

Das Wittener Gelände spielte auch beim Aufbau des EVR-Netzwerks Geriatrie eine Vorreiterrolle. Der geriatrische Versorgungsverbund war eines der wich­tigsten Projekte, das in den vergangenen zehn Jahren vom EVR umgesetzt wurde. Denn die Versorgung älterer Patienten stellt eine gesamtgesellschaft­liche Herausforderung dar. Für sie ist es von großer Bedeutung, dass bei ihrer Versorgung keine Lücke entsteht, zum Beispiel zwischen einem stationären Klinikaufenthalt und der Aufnahme in eine Pflegeeinrichtung. Durch das Netzwerk, das mittlerweile aus 76 Kooperationspartnern besteht, wurden Strukturen geschaffen, die ältere Patienten vom Tag der Aufnahme ins Krankenhaus bis hin zu ihrer Weiterversorgung im häuslichen Umfeld, einer Rehabilitationsklinik oder Pflegeeinrichtung zuverlässig begleiten. Zu den Ko­operationspartnern gehören unter anderem stationäre Pflegeeinrichtungen, ambulante Dienste, Rettungsdienste, Apotheken, Hilfs- und Heilmittelver­sorger sowie niedergelassene Ärztinnen und Ärzte. „Durch die enge Verzah­nung der Altersmedizin mit den ambulanten, teilstationären und stationären Angeboten der Altenpflege ist es uns gelungen, eine zentrale Idee unseres Verbundes in die Tat umzusetzen“, stellt Heinz-Werner Bitter fest, EVR-Kon­zernvorstand und Geschäftsführer der Ev. Krankenhausgemeinschaft.

Die Partnerunternehmen bleiben im EVR in ihren eigenen Unternehmens­strukturen bestehen und agieren weiterhin unabhängig voneinander. „Da­durch können sich beide Unternehmen und ihre Einrichtungen auf ihre Stärken konzentrieren und besser auf die Bedürfnisse der Menschen vor Ort eingehen“, betont Jens Koch, EVR-Konzernvorstand und Geschäftsführer der Diakonie Ruhr. Hinter den Kulissen ergeben sich neben der Verbindung von Leistungsanboten durch den Zusammenschluss strategische Vorteile, zum Beispiel in Gesprächen und Verhandlungen mit Wettbewerbern, Kostenträgern und Kapitalgebern.

Auch als Arbeitgeber kann der EVR punkten. Insgesamt 5464 Beschäftigte machen den Verbund zu einem der größten evangelischen Arbeitgeber in der Region. Er bietet seinen Mitarbeitenden viele Entwicklungsmöglichkeiten, sinnstiftende Aufgaben und sichere Berufsperspektiven. Um die Aus- und Weiterbildung im Sozial- und Gesundheitsweisen auszuweiten und so attrak­tiv wie möglich zu gestalten, haben sich die EVR-Partner mit der Ev. Stiftung Augusta zusammengetan und Ende 2020 den Evangelischen Ausbildungs­verbund Ruhrgebiet ins Leben gerufen. Dadurch ergeben sich für die Auszu­bildenden viele Vorteile, unter anderem kurze Wege und umfassende Praxis­möglichkeiten. Menschen, die sich für die zukunftsträchtige generalistische Pflegeausbildung entscheiden, sind weiterhin bei einem Träger angestellt, können aber die für sie nächstgelegene Pflegeschule nutzen. Zusätzlich haben sie die Möglichkeit, im Rahmen ihrer Ausbildung in gewünschten Fachberei­chen aller Häuser des Verbunds zu arbeiten. Der Ausbildungsverbund setzt auf eine dezentrale Struktur mit zahlreichen Pflegeschulen im Ruhrgebiet, um den Auszubildenen gegen den Trend zur Zentralisierung nah an ihrem Wohnort zu begegnen.

„Die neu geschaffenen Strukturen haben sich gefestigt und bewährt“, sind sich die beiden Geschäftsführer im Rückblick auf die vergangenen zehn Jahre einig. „Wir verstehen uns aber auch als attraktive Keimzelle für neue Entwick­lungen und sind deshalb offen für die Aufnahme weiterer Träger und Einrich­tungen, um den Menschen in unserer Region ein kontinuierlich wachsendes Versorgungsspektrum bieten zu können.“

 

Die Vorstände des Evangelischen Verbundes Ruhr, Heinz-Werner Bitter (links) und Jens Koch, blicken nach zehn erfolgreichen Jahren optimistisch in die Zukunft. FOTO: JENS-MARTIN GORNY/ DIAKONIE RUHR