Öllampen statt Kerzen, Madonna im Sari

Herne. Pfarrerin Dr. Gudrun Löwner, seit 2011 Professorin an der Vereinigten Ökumenischen Hochschule in Bangalore/ Indien, war am 29. Juli zu Gast in der Frauenhilfe Dreifaltigkeit der Petrus-Kirchengemeinde Herne. Einige Frauen kannten sie noch von ihrer Zeit im Eine-Welt-Zentrum Herne. Irmhild Hartmann, Leiterin der Frauenhilfe, arbeitete in unmittelbarer Nachbarschaft als Leiterin des Kinderheims.
Pfarrerin Löwner zeigte den anwesenden Frauen verschiedene Kleidungsstücke, die Frauen heute in Indien tragen, z.B. Salwar Kameez. Es besteht aus einem langen geschlitzten Oberteil über einer weiten Hose, die mit einem Band zusammengehalten wird. Dazu trägt man einen farblich abgestimmten Schal. Früher wurde diese Kleidung nur von Muslimen getragen, aber viele der jüngeren Frauen haben die Saris, gewickelt aus 5 ½ Meter Stoff, in den Truhen gelassen und ziehen das bequemere dreiteilige Ensemble an. „Damit kann man sich gut bewegen, aufs Motorrad setzen oder in den Bus springen“, sagte Löwner. „Das ist mit dem Sari sehr mühsam.“
Im zweiten Teil referierte die gebürtige Wattenscheiderin Löwner anhand von Bildern über das Christsein in Indien. Das Christentum soll bereits im ersten Jahrhundert durch den Apostel Thomas nach Indien gelangt sein. Nachweisbar gibt es Christen in Indien seit dem vierten Jahrhundert. Sie bauten Kirchen – angepasst an den Baustil der Hindu-Tempel. Somit unterscheiden sich Kirchen und auch Moscheen wenig von einem Tempel. Erkennbar sind Kirchen auch in Indien am Kreuz. Häufig ist es ein Thomaskreuz. Im Innenraum der Kirchen findet sich eine typisch kirchliche Ausstattung – mit den landesüblichen Besonderheiten. Statt Kerzen, die bei oft hohen Temperaturen schmelzen würden, findet man Öllampen. Die Madonna in der katholischen Kirche ist auch schon mal mit einem Sari dargestellt. Eine neuere Kirche ist gebaut als Schiff – weil die ersten Jünger Fischer waren. Darüber befinden sich Säulen, die ein Flugzeugmodell tragen. Das Flugzeug symbolisiert den Wandel der Arbeitswelt der Christen. Vom Fischen können sie sich nicht mehr ernähren. So reisen sie per Flugzeug in Länder, wo sie ihren Lebensunterhalt verdienen können, indem sie u.a. als Servicepersonal auf Kreuzfahrtschiffen arbeiten.
Die ersten evangelischen Kirchen gehen auf den deutschen Missionar Bartholomäus Ziegenbalg zurück, der im Jahr 1706 nach Indien kam. Heute sind mehr als zwei Prozent der der indischen Bevölkerung Christen. Im Süden des Landes, in Kerala und Tamil Nadu, beträgt ihr Anteil etwa 20 Prozent. BBastert