Menschenwürdige Arbeitsbedingungen

Herne. Wanne-Eickel. Castrop-Rauxel. Vom 10. bis 25. September fand in Herne und Castrop-Rauxel die Faire Woche statt. Scherpunktthema war in diesem Jahr „Menschenwürdige Arbeitsbedingungen und nachhaltiges Wirtschaften. „Nach Angaben der Internationalen Arbeitsorganisation ILO arbeiten die Mehrheit der Beschäftigten weltweit ohne Absicherung durch soziale Sicherungssysteme, so sind z.B. nur 22 Prozent der Weltbevölkerung gegen Arbeitslosigkeit versichert“, so Markus Heißler vom Eine Welt Zentrum des Kirchenkreises. „Ein großes Problem ist immer noch die ausbeuterische Kinderarbeit; derzeit sind weltweit 152 Millioonen Kinder davon betroffen.“

Besonders eindrucksvoll wurde das Thema in dem Film „Made in Bangladesh“ dargestellt, der zum Auftakt der Fairen Woche gezeigt wurde. Der Film erzählte die Geschichte der jungen Textilarbeiterin Shimu, die sich nach einem Brand für Verbesserungen in ihrer Fabrik einsetzt, eine Gewerkschaft gründet und dabei große Schwierigkeiten überwinden muss. Der Film löste beim Publikum eine große Betroffenheit aus.

Insgesamt beteiligten sich über 30 Organisationen und Einrichtungen mit Aktionen und Veranstaltungen am Programm. Es gab Ausstellungen in der Stadtbibliothek, Kleidertauschaktionen, einen Kaffeeausschank in einer Hausarztpraxis, Aktionen in Kitas, Schulen oder kirchlichen Einrichtungen. Auch das Jugendreferat des Kirchenkreises Herne beteiligte sich. Großen Anklang fand hier eine Schokoladenverköstigung, bei der auch ausgewählt wurde, welcher Schokoriegel ins Verkaufssortiment aufgenommen wird. „Der Renner beim Schokoladen-Riegel war der ‚Kids‘ von Gepa,“ so Silke Langkau vom Lighthouse. „Als Fazit können wir sagen, dass wir thematisch immer wieder mit unseren Gästen ins Gespräch kommen müssen, um faires und nachhaltiges Handeln im Alltag umzusetzen. Das gelingt uns sicherlich durch unser verändertes Sortiment im Bistro-Verkauf.“ Für das das Lighthouse war die Faire Woche ein weiterer Baustein auf dem Weg um als erstes Jugendzentrum in Herne die Auszeichnung „Faires Jugendhaus“ zu erhalten.

Ein besonderes Highlight war der Besuch des Teatro Trono aus Bolivien im Rahmen der Kinderkulturkarawane in Herne und Castrop-Rauxel. Die acht Künstler aus Bolivien waren auf Einladung des Eine Welt Zentrums in Bildungseinrichtungen und Jugendzentren in Herne und Castrop-Rauxel, begleitet von Petra Stach-Wittekind und Markus Heißler, unterwegs.  Die Mitglieder des Teatro Trono leben in der Millionenstadt El Alto in Bolivien und sind Teil des Kulturhauses COMPA. Die Stadt liegt auf einer Hochebene auf über 4000 Metern. Mit im Gepäck hatten sie ihr aktuelles Theaterstück „Das Land, in dem es kein Unrecht gibt“. In Herne wurde es bereits zweimal für Schüler der Realschule Crange aufgeführt. Es geht in dem Stück um Migration, Diskriminierung, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit – Themen, die auch in den Workshops auf intensive Weise aufgegriffen wurden. Überall, wo sie auftauchten, sprang ein Funke über auf die beteiligten Kinder und Jugendlichen über, wie im Jüngerbistro HOT in Wanne-Eickel oder im Café Q in der Kirchengemeinde Castrop-Rauxel-Nord. Die Gruppe war auch beim Klimastreik und bei der Nacht der Jugendkultur in Castrop-Rauxel zu sehen.

Herne und Castrop-Rauxel sind seit über zehn Jahren internationale Fairtrade-Städte. Die Faire Woche trägt in jedem Jahr dazu bei, das Thema hier weiter bei den Menschen zu verankern. Peter Pichalsky