Herner Nachhaltigkeitsforum

Herne. Am 7. März fand das 4. Herner Nachhaltigkeitsforum in der Volkshochschule im Kulturzentrum Herne statt. Dieses Mal stellten sich zwei außergewöhnliche Projekte vor, die sich dem Thema Klima- und Umweltneutralität auf neuen Wegen widmen: Das „we-house Herne“ und „Urban Zero Ruhrort“.

Zur Einführung stellte Moderator Markus Heißler vom Eine Welt Zentrum des Kirchenkreises Herne das Projekt „Medellin kühlt sich grün“ vor. Mit beachtlichem Tempo hat die kolumbianische Stadt 8300 Bäume und mehr als 350 000 tropische Pflanzen entlang 18 ausgewählter Straßen und zwölf Bachläufen gepflanzt. Sie legte Fassadenbegrünung an öffentlichen Gebäuden an und baute mehr als 100 neue Parks. Das Millionen-Dollar-Projekt senkt die Temperatur an warmen Orten um bis zu drei Grad und reduziert die Luftverschmutzung. Auch verwies er auf die Herner Initiative „Stadtverwaldung“, die durch das Anlegen von Miniwäldern zum Klimaschutz und zur Luftverbesserung in der Stadt beitragen möchte.

Danach informierte Alexandra Alferi über das Projekt „Urban Zero Ruhrort“. Dieses markiert den weltweit erstmaligen Versuch, mit Duisburg-Ruhrort ein urbanes Quartier in wenigen Jahren (bis 2029) in vollständige Umweltneutralität zu transformieren, das heißt, Mensch und Umwelt durch Reduktion und Kompensation aller Umweltwirkungen wieder in Einklang zu bringen. Dabei geht Umweltneutralität weit über Klimaneutralität hinaus und umfasst neben den Treibhausgasen weitere Wirkungskategorien, etwa Versauerung, Wasserfußabdruck, Flächenverbrauch oder Ozonbelastungen.

Als Leuchtturmprojekt adressiert Urban Zero explizit alle drei Elemente von Nachhaltigkeit: Ökologie, Ökonomie und Soziales. Beispielsweise durch Erhöhung der urbanen Lebensqualität, Investitionen in nachhaltige Technologien oder die Schaffung neuer Arbeitsplätze will das Projekt signifikant zur Erhöhung der Standortattraktivität für Duisburg, das Ruhrgebiet, das Land Nordrhein-Westfalen sowie für ganz Deutschland beitragen. Mit verschiedenen Teilprojekten soll das Ziel Umweltneutralität erreicht werden. So wird z.B. der Ausbau der Photovoltaikanlagen auf öffentlichen Gebäuden und Gebäuden der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft unterstützt, es werden grüne Oasen im Quartier entwickelt, die energetische Sanierung von Immobilien vorangetrieben, der Leerstand bekämpft oder die Entwicklung eines klimaneutralen Containerterminals und Landstrom im Hafen gefördert. Träger des Projekts sind u.a. das Unternehmen Haniel, der Duisburger Hafen und die Stadt Duisburg.

Danach stellte Petra Kolpak das we-house Herne vor. Das inklusive Mehrgenerationenhaus bietet seinen Bewohnerinnen und Bewohnern ein gemeinschaftliches Leben, verbunden mit einer Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks auf ein nachhaltiges Niveau. Ausgangspunkt war der Umbau eines alten Bunkers in Herne-Sodingen unter weitgehender Verwendung der vorhandenen baulichen Strukturen und dem Einsatz innovativer energetischer Konzepte. So wird das Haus zu 100 Prozent mit Ökoenergie, z.B. über die eigene Solaranlage auf dem Dach, versorgt. Auch für die Wasserversorgung ist ein geschlossener Kreislauf und die Wiederverwendung von Brauchwasser vorgesehen. Im Haus wird auch indoor-Farming betrieben, um damit eigene Lebensmittel für die Bewohner und das hauseigene Restaurant zu produzieren. Wichtig ist den 52 Bewohnern auch das Teilen von den Dingen des täglichen Lebens (z.B. Werkzeug) oder auch Car-Sharing.

Beide Projekte haben eine gewisse Vorreiterrolle. Von daher wollte Markus Heißler von den beiden Referentinnen wissen, was benötigt wird, damit viele weitere Projekte entstehen können. Alexandra Alferi sagte dazu, dass es Mut und Visionäre braucht, die einfach mal vorangehen. Petra Kolpak betonte, dass der Wandel der Innenstädte und das Konsumverhalten sich geändert hat. Sie regte daher an, dass zukünftig nicht genutzte Bürogebäude und Ladengeschäfte verstärkt in Wohnungen umzuwandeln, um unsere knappen Ressourcen zu schonen. Anschließend gab es Raum für den Austausch von Ideen und Handlungsansätzen und für die Vernetzung. Veranstalter des Forums sind die Volkshochschule Herne, das Eine Welt Zentrum des Kirchenkreises Herne und das Bildungsbüro der Stadt Herne. PP