Funke sprang über

Herne. Am 12. Februar fand das erste Konzert der Kammermusikreihe in der Christuskirche Herne statt mit Werken von Wolfgang A. Mozart, Ludwig van Beethoven und Ferdinand Thierot. Musiziert haben Brigitte Wilms (Flöte), Gisela Röbbelen (Violine), Christian Dza Viola) und Maria Leunig (Violoncello), die als Ensemble gut harmonierten. Eine große Zuhörerschaft füllte den Kirchenraum, ließ sich von der mit großem Engagement und sichtlicher Musizierfreude vorgetragenen Musik anstecken und zu Begeisterungstürmen hinreißen.

Es ist kaum zu glauben, dass Mozart die Flöte nicht geliebt haben soll, für die er das bezaubernde Flötenquartett D-Dur KV 285 komponiert hat, mit dem das Konzert eröffnet wurde. Er hat es 1777, als er am Mannheimer Hof weilte, als Auftragswerk für einen reichen holländischen Flötendilettanten komponiert, der noch weitere Werke bestellt hatte, für die Mozart aber keine Zeit mehr fand, weil er seiner 16-jährigen Schülerin Constanze Weber – einer Schwester seiner späteren Frau – ausgiebig den Hof machte. Charakteristisch für das dreisätzige Werk ist ein für die Flöte sehr virtuoser erster Satz, ein empfindsames Adagio mit einer liedhaften Melodie in der Flöte und einer Pizzicatobegleitung in den Streichern sowie einem beschwingten Rondo zum Abschluss, bei dem die Instrumente sich in kleinen Soli abwechseln. Stilistisch setzte sich Mozart mit dem sogenannten Mannheimer Stil am Ende des 18. Jahrhunderts auseinander mit seinen starken dynamischen Konstrasten und den zahlreichen Vorhalten sowie mit der sogenannten empfindsamen Tonsprache, besonders im 2. Satz zu hören.

Das anschließende Duo für Violine und Violoncello in F-Dur hatte Beethoven noch in seiner Bonner Zeit komponiert. Bevor er sich 1792 endgültig in Wien niederließ, war er 1787 schon einmal dorthin gereist, um bei Mozart zu studieren, musste aber wegen des Tods seiner Mutter zurück nach Bonn, um sich um die Familie zu kümmern. 1792 folgte er der Einladung Haydns, bei dem Beethoven nichts gelernt haben will, aber den Geist Mozarts, er war 1791 verstorben, hat er vielleicht doch aus seinen Händen empfangen. Beim Hören waren durchaus Wendungen zu entdecken, die von Mozart oder auch Haydn hätten sein können.    

Ursprünglich war das Werk für Klarinette in C und Fagott komponiert und von Friedrich Heinrich (1828-1907), einem sehr guten Geiger und Bratscher, der selbst komponierte, für Streicher gesetzt worden. Das war für diese Zeit nicht untypisch, da die Entwicklung der Blasinstrumente zu ihrer heutigen Gestalt und Klangcharakteristik erst begonnen hatte.

Das dritte Werk des Abends war ein viersätziges Quartett von Ferdinand Heinrich Thierot, einem Zeitgenossen und Freund von Johannes Brahms. In Hamburg als Sohn eines Kaufmanns geboren wirkte er als Pädagoge, Cellist und Dirigent in Leipzig, Glogau und vor allem in Graz. Seine Kompositionen sind nicht sehr bekannt, was wohl daran liegt, dass er zur Zeit der Titanen Brahms und Anton Bruckner gelebt hat. Dabei gehört dieses spätromantische Quartett (spätestens 1905 entstanden) zu den Stücken, deren man als Musiker nicht satt wird, denn es zeichnet sich aus durch eine große melodische Erfindungsgabe und einer Vielfalt an harmonischen Wendungen, die oft den Eindruck von spontanen Einfällen erwecken. Während im 2. Satz die harmonisch bedingten Stimmungsschwankungen und die komplizierten Rhythmen auffallen, besitzt das sehr schnelle Scherzo eine ansteckende Beschwingtheit, während der letzte Satz in eine große Schlusssteigerung hineinmündet. Das Publikum belohnte das Quartett mit langanhaltendem Applaus. BW