Für die Rechte der Natur

Zum Abschluss der Fairen Woche im Kirchenkreis Herne veranstaltete das Eine Welt Zentrum des Ev. Kirchenkreises Herne mit seinen Kooperationspartnern eine außergewöhnliche multimediale Kulturveranstaltung. Das Grupo Sal Sextett gastierte mit seinem Programm „Pluriversum“ im Wichernhaus der Ev. Kirchengemeinde Castrop. Die Veranstaltung verband modernste entwicklungspolitische Impulse und Informationen aus aller Welt mit hochwertiger Musik aus Lateinamerika und faszinierenden großformatigen Projektionen des Künstlers Johannes Keitel. Ein grandioses Musikerlebnis und durchweg gelungener und inspirierender Abend, so die Meinung der zahlreichen Besucher:innen.

Der Name des Programms bezieht sich auf das Buch „Pluriversum – Ein Lexikon des Guten Lebens für alle“, das Ende September in deutscher Sprache erschienen ist. Das Lexikon ist eine Sammlung von Texten von über 120 Autor*innen aus aller Welt, die transformative Alternativen zu der aktuellen ungerechten Weltordnung und der multiplen Krise vorstellen.
Alberto Acosta, der ecuadorianische Mitherausgeber des Bandes, führte mit der in Mexiko lebenden Journalistin Sandra Weiss durch das Programm. Acosta war Präsident der verfassungsgebenden Versammlung, die 2008 die Rechte der Natur in der ecuadorianischen Verfassung verankerte und setzt sich seit langem für den Schutz der Amzonas-Regenwälder ein. So freute er sich mitzuteilen,dass  im August dieses Jahres hat die Mehrheit der Menschen in Ecuador in einem Referendum für das Ende der Erdölförderung und den Schutz Yasuní-Nationalparks gestimmt hatten, das eines der artenreichsten Bioreservate der Welt ist. Ein wegweisendes Votum für die Rechte der Natur, aber auch für die Rechte der indigenen Bevölkerung. An dem Abend wurde es von dem Grupo Sal Sextett musikalisch mit einem ecuadorianischen Volkslied gefeiert – visuell unterlegt mit einer Projektion von sattgrünen Regenwald-Bildern. Bei jedem Pluriversum Abend ist jeweils eine prominente Persönlichkeit aus einer anderen Region der Welt eingeladen, um zukunftsweisende Gedanken, Ideen und Konzepte aufzuzeigen und miteinander in den Dialog zu treten.

Die Gastrednerin in Castrop-Rauxel war Nina Pacari. Sie ist sie eine gefeierte Vertreterin indigener Gemeinschaften in Lateinamerika und ehemalige Außenministerin Ecuadors sowie Richterin am Verfassungsgericht des Landes. Sie sieht einen großen Fortschritt in der Rechtsgeschichte, dass es in ihrem Heimatland gelungen ist, die Natur nicht länger als Objekt zu sehen, sondern als Subjekt und juristische Person mit eigenen Rechten. Die wird auch im stärker bei Prozessen berücksichtigt und verstärkt Urteile gegen die rücksichtslose Ausbeutung der Natur ausgesprochen. Sie forderte auch, dass politische Entscheidungen nicht nur eine Sache der Vernunft sein dürfen, sondern auch eine des Herzens. Alberto Acosta ergänzte, dass es auch in Europa erste Ansätze gibt, die Natur als Rechtssubjekte anzuerkennen und forderte dazu auf, dass weltweit viele Yasunís entstehen sollten und dass wir die Gemeinschaft stärken sollten.
Die Musikgruppe Grupo Sal ergänzte die Denkanstöße von Acosta, Weiss und Pacari mit mitreißenden und einfühlsamen Liedern. Die Band wurde 1982 in Tübingen) gegründet. Sie schlägt seitdem die Brücken zwischen dem Atlantik und den musikalischen Landschaften Lateinamerikas – von Portugal, Kap Verde, Kuba bis nach Mexiko, Venezuela und Argentinien – und macht in ihren Konzert-Lesungen auf brisante entwicklungs- und umweltpolitische Themen aufmerksam. MH