Ehrenamtliche legen „Online-Knigge“ vor

Herne. Schwerstkranke und sterbende Menschen aus der Ferne digital zu begleiten – das war früher fast undenkbar. In der Corona-Pandemie jedoch ist der Ambulante Hospizdienst Herne mit Hilfe technischer Möglichkeiten neue Wege der Begleitung gegangen. Es gelang, sich im Ehrenamt trotz gebotener Distanz Nähe herzustellen. So leisteten die Zeitschenker und die hauptamtlichen Koordinatorinnen einen wichtigen Beitrag gegen die Vereinsamung in herausfordernder Zeit.

Nicht nur die Beherrschung der neuen Technik stand dabei im Vordergrund, auch über das Kommunikationsverhalten im Internet machten sich die Ehrenamtlichen viele Gedanken. In einer neu gegründeten AG „Digitales“ entstand ein in dieser Form einzigartiger „Online-Knigge“ unter dem Titel „Verhaltenskodex für digitale Kommunikation im Ambulanten Hospizdienst Herne“.

 „In digitalen Kontakten vertreten wir nach außen den Ambulanten Hospizdienst Herne in seinen Ansprüchen, seiner Wichtigkeit, seiner Ernsthaftigkeit und seiner Zielsetzung“ so heißt es in der Präambel. „Das Bild von Ehrenamtlichen, das der Öffentlichkeit vermittelt wird, wird wahrgenommen und eingeordnet und ist somit von großer Bedeutung.“ Die Auflistung erklärt in neun Punkten, wie die Zeitschenker digitale Kommunikation gelingen lassen können. Die Stichworte reichen von der Absprache über Datenschutz, den digitalen Fußabdruck bis zur Wahrung der Privatsphäre. „Auf der anderen Seite des Bildschirms sitzt immer ein Mensch mit all seinen Gefühlen“, heißt es gleich zu Anfang. Die Autorinnen und Autoren warnen davor, zu viel Privates preiszugeben (keine Bügelwäsche), sie empfehlen alltagstaugliche Kleidung (kein Schlabberlook) und raten dazu, sich für das Treffen Zeit zu nehmen (keine Ablenkung). In einem kleinen Video-Interview, eingeleitet von der Hospizdienst-Koordinatorin Karola Rehrmann, tauschen sich die Zeitschenkerinnen Gabriele Riddermann (74) und Sarah von Schledorn (32) stellvertretend für ihre Mitstreiter der AG „Digitales“ über die Entstehung des Verhaltenskodex aus.
Dank der Digitalisierungsinitiative geht der Hospizdienst gestärkt durch die Pandemie. Die Zahl der Ehrenamtlichen sei mit 60 Personen in etwa gleichgeblieben, auch dank der Vorbereitungskurse per Zoom, die insbesondere jüngere Interessenten ansprachen. „Dank der technischen Unterstützung können wir heute viel flexibler auf Situationen reagieren und hybride Angebote machen, je nachdem, was die Patienten oder die Ehrenamtlichen wünschen“, sagte Koordinatorin Karin Leutbecher. Schon jetzt zeichne sich ab, dass eine Vielzahl von digitalen Formaten aus der Corona-Zeit auch in Zukunft Bestand haben werde. Dazu gehören vor allem Online-Zusammenkünfte über Zoom, sei es zur Schulung, zur Reflektion der Begleitungen oder zur Supervision. Auch die digitalen Beratungsmöglichkeiten sollen noch deutlich ausgeweitet werden.