"Persönlich erlebe ich meistens Sprachbarrieren."

#Nachgefragt. Inklusion gehört zu unserem kirchlichen Auftrag, ist doch jeder Mensch – unabhängig von seinen Begabungen, Handicaps, Hautfarbe etc. – nach biblischem Verständnis als Gottes Ebenbild geschaffen. Zum Thema „Inklusion“ haben wir eine kleine Interviewreihe gestartet. Dieses Mal stand uns Johanna Geiger Rede und Antwort. Sie ist Heilpädagogin und gehört zum Team "Inklusiver Gottesdienst". Wir haben nachgefragt..

Unsere Kirche: Wie bist du zum (christlichen) Glauben gekommen?

Johanna Geiger:
Ich bin in einem christlichen Elternhaus aufgewachsen und hatte deshalb schon von Kindesbeinen an Kontakt zum christlichen Glauben. Große Vorbilder waren und sind mir bis heute meine Eltern, die mich stets auf meinem eigenen Glaubensweg begleitet und unterstützt haben. In der Vergangenheit bin ich weiteren Menschen begegnet, die für einen gewissen Lebensabschnitt diesen Weg mit mir gegangen sind und mich geprägt haben. Dazu gehört eine Mitarbeiterin während meines Konfirmandenunterrichts, eine andere Freiwillige während meines FSJs und der Pastor meiner Gemeinde.

UK: Gibt es eine Bibelstelle, die dir etwas bedeutet?
Geiger: In meinem Leben durfte ich schon häufig erleben, wie mein Taufspruch wahr wurde: „Euer Vater weiß, was ihr bedürft, bevor ihr ihn darum bittet.“ Matthäus 6,8

UK: Hast du manchmal, wenn du mit Behinderung konfrontiert bist, Zweifel im Glauben (gehabt)?
Geiger:
Natürlich wirft die Auseinandersetzung mit diesem Thema nochmal ganz neue Fragen und Sichtweisen auf, die wir Menschen gerne verdrängen und nichts mit zu tun haben wollen. Aber ich glaube, dass Gott auch unsere Zweifel aushalten kann und sich mit uns gemeinsam auf die Suche nach Antworten machen möchte.

UK: Wie bewertest du den Zusammenhang von Sünde und Krankheit/Behinderung?
Geiger: Ich bin der Meinung, dass es keinen Zusammenhang gibt. Wir sind alle wunderbar und einzigartig von Gott geschaffen. Und gleichzeitig sind wir alle Sünder. Aber durch Jesu Tod am Kreuz dürfen wir Vergebung erfahren und Gott nahe sein.

UK: Welche Barrieren erlebst du und wie gehst du damit um?
Geiger:
Persönlich erlebe ich meistens Sprachbarrieren. Wenn meine Sprachkenntnisse in einem fremden Land nicht über eine Begrüßungsformel hinaus reichen oder auch schon als ich für mein Studium aus Baden-Württemberg ins Ruhrgebiet gezogen bin. Da hilft es manchmal kreativ zu werden und sich andere Kommunikationsmittel neben der Sprache zu suchen. Dabei spielt auch Offenheit für Neues eine Rolle und sich auf sein Gegenüber einzulassen und gemeinsam eine Lösung zu finden, um Barrieren zu überwinden.

UK: Hast du durch deinen Glauben einen anderen Blick auf Inklusion?
Geiger: Durch meinen Glauben bin ich der Meinung, dass alle Menschen bedingungslos von Gott geliebt sind und Inklusion ein wichtiger Bestandteil von Gottes Reich ist. Als Christen sind wir dazu angehalten uns gegenseitig in unserer Vielfalt anzunehmen.

UK: Ist eure Arbeit wirklich inklusiv oder macht ihr nicht doch nur Behindertenarbeit?
Geiger: Wir gestalten unsere Arbeit in drei Schritten, um Inklusion zu erreichen. Zuerst machen wir eine Veranstaltung exklusiv in einer Einrichtung der Behindertenhilfe. Danach bieten wir dieselbe Veranstaltung exklusiv in einer Gemeinde an. Anschließend machen wir dasselbe Angebot erneut, laden aber beide Teilnehmergruppen ein und bringen sie so zusammen.

UK sagt „Vielen Dank!“