Neue Gemeinde feierte an zwei Tagen

Herne. Über die beiden Pfingsttage, am 5. und 6. Juni hat die Kirchengemeinde Haranni ihre Gründung gefeiert. Hervorgegangen ist sie aus der Vereinigung der Kirchengemeinden Bau­kau, Bladenhorst-Zion, Emmaus-Börnig, Kreuz und Sodingen zum 1. Juni. Los ging es am Pfingstsonntag um 11 Uhr mit einem Open-Air-Gottesdienst im Revierpark Gysenberg, an dem neben den Pfarrerinnen und Pfarrern alle Musikgruppen teilnahmen. Anschließend ging es mit dem ersten gemeinsamen Gemeindefest wei­ter. An Aktionsständen stellten die fünf ehemals selbstständigen Gemeinden ihre Besonderheiten vor. Darüber hinaus gab es Aktionen für die ganze Familie. Währenddessen gab es Musik von Wolfgang Flunkert (Schlagzeug) und Joe Doll (E-Piano und Gesang) und vom CVJM-Posaunenchor. Die Mitglieder des Kammerorchesters der Kreuzkirche mussten ihre Instrumente aufgrund des einsetzenden Regens einpacken.
Im Gottesdienst war das Streichensemble neben der Kreuzkantorei, dem Posaunenchor und einigen Gesangssolisten mehrfach zu hören. „Entgegen dem Wetterbericht wird es während des Gottesdienstes nicht regnen“, traute sich Pfarrer Uwe Leising (ehemals Baukau) schon zur Begrüßung zu sagen – und er sollte Recht behalten. Die Predigt hielt Superintendentin, in der sie betonte, dass zum Leben immer wieder Neuanfänge gehören. Auch Gott selbst habe nach der Flut einen Neuanfang mit seiner Schöpfung gemacht und versprochen, „die zweitbeste aller Welten in ihrer Unvollkommenheit zu bewahren.“ Der Regenbogen sei dafür das sichtbare Zeichen. Und dieses Zeichen gestalteten die Gottesdienstbesucher – als sie sich mit Halstüchern in fünf verschiedenen Farben entsprechend aufstellten.
Die Vereinigung ist das Ergebnis von Überlegungen für die Gemeindearbeit ab 2025 der Mitglieder des Arbeitskreises Zukunft Herne. Neben den Pfarrerinnen und Pfarrern trafen sich Presbyteriumsmitglieder der Herner Gemeinden regelmäßig, um die Form von notwendigen Kooperationen zu entwickeln. Nach dem Ausstieg der Pet­rus-Kirchengemeinde, die ihrerseits erst vor rund zehn Jahren aus der Vereinigung der Gemeinden Christus, Dreifaltigkeit und Luther hervorgegangen ist, gibt es in Herne nun noch zwei Evangeli­sche Kirchengemeinden. Die neue Gemeinde nach dem ursprünglichen Na­men der heutigen Stadt Herne zu benennen („Evangelische Kirchenge­meinde Haranni“), ist das Ergebnis einer Umfrage unter den Gemeindeglie­dern und einer anschließenden Mehrheitsentscheidung in den Presbyterien.

Die Mitarbeitenden im „Arbeitskreis Zukunft der Synodalregion Herne“ ha­ben sich sehr früh im Prozess zum Ziel gesetzt, das Bezirksdenken so schnell wie möglich zu überwinden, ohne dass die Nähe zu den Gemeinde­gliedern verloren geht. So wird es zukünftig noch Seelsorgebereiche geben, sodass auch weiterhin jede Pfarrerin und jeder Pfarrer in bestimmten Wohngebieten für die hier lebenden Men­schen zuständig ist und beispielsweise Seelsorgege­spräche führt und Tau­fen, Trauungen sowie Beerdigungen durchführt. Und das heißt auch, dass jedes Herner Gemeindeglied weiterhin eine direkte An­sprechperson hat. Alle anderen Aufgabengebiete – beispielsweise Gottesdienst und Kirchen­musik, Kirchlicher Unterricht, Diakonie, Familie und Kinder, Jugend, Öku­mene etc. – werden als Querschnittsaufgaben zukünftig für die Gesamtge­meinde betrachtet. Sie werden in Fachausschüssen, die mit Pfarrer bzw. Pfarrerin und Ehrenamtlichen besetzt sind, konzeptionell bearbeitet. So wird es beispielsweise für den Kirchlichen Unterricht oder für die Gottesdienstlandschaft gemeinsam entwickelte Konzepte geben. Das neue Gemeindekonzept schafft so Freiräume für die Pfarrerinnen und Pfarrer, weil nicht mehr alle alles machen müssen, sondern sie sich auf weniger Aufgabenbereiche konzentrieren können. Gleichzeitig ist Krankheits- oder Urlaubsvertretung leichter zu organisieren. Und auch die Ehrenamtlichen haben die Möglichkeit, sich nach ihren Interessen und Ka­pazitäten beispielsweise in den Fachausschüssen einzubringen.
Die „großen Themen“ der Gemeindeleitung – Personal, Bau und Finanzen – werden zukünftig nicht mehr von jeweils einem Presbyter bzw. einer Presbyterin verantwortet, sondern in drei entsprechenden Fachausschüssen bearbeitet. Eine weitere Neuerung ist, dass es ein zentrales Gemeindebüro in der Innen­stadt gibt. Es hat seinen Sitz im Ludwig-Steil-Forum und ist jeden Tag in der Woche geöffnet. Bis in zwei Jahren die Presbyterien in der Evangelischen Kirche von West­falen neu gewählt werden, werden in der Kirchengemeinde Haranni Presby­ter*innen bevollmächtigt, die Gemeinde zu leiten. Die Bevollmächtigten sind zunächst die ehemaligen Presbyterinnen und Presbyter der ehemals selbstständigen Gemeinden. Die Wahl der Vorsitzenden sowie der Stellvertretung, die Be­setzung der Ausschüsse und die Wahl der Ausschussvorsitzenden, die Sat­zung etc. stehen auf der Tagesordnung der ersten Presbyeriumssitzung am 9. Juni. Diese konstituierende Sitzung wird von Superintendentin Clau­dia Rei­fenberger einberufen und geleitet. AR