Besonderes Interesse für Politische Theologie

HERNE – Seit dem 1. April ist mit Katharina Friedrich eine neue Vikarin im Kirchenkreis Herne. Ihr Mentor in der Emmaus-Kirchengemeinde Börnig ist Pfarrer Stefan Grote. Für die 27-Jährige verläuft die praktische Ausbildung unter erschwerten Bedingungen: Eigentlich sollte sie in dieser ersten Phase Erfahrungen im Unterrichten machen. Weil aber zurzeit und vorerst an der Schule, an der sie eingesetzt sein sollte, kein Religionsunterricht stattfindet, gab es zunächst einen ausführlichen Theorieblock zu „Grundlagen der Pädagogik“. Das Pädagogische Institut der Evangelischen Kirche von Westfalen hat dazu virtuelle Möglichkeiten geschaffen, sodass die Gruppe der Vikarinnen und Vikare wenigstens online gemeinsam lernen kann. „Außerdem waren wir angehalten, Unterricht zu planen, auch wenn wir ihn wahrscheinlich nicht halten können“, sagt Katharina Friedrich, die die Situation mit der nötigen Gelassenheit angenommen hat.

Ihr Interesse für Theologie hat die gebürtige Dortmunderin sozusagen mit der Muttermilch aufgesogen. „Ich bin in einer christlichen Familie aufgewachsen und entsprechend erzogen worden“, so Friedrich. „Wir sind von jeher in der Georgs-Kirchengemeinde Aplerbeck aktiv.“ Hier erfahre sie ein Gefühl von Heimat und Vertrautheit zu Kirche und Glauben. Weitergehende Erfahrungen machte die Vikarin in Buenos Aires, wo sie durch Vermittlung der Landeskirche ein Freiwilliges Soziales Jahr in einer Basisgemeinde absolvierte. „Kirche geht hier zu den Menschen, sie lebt als alters- und milieuübergreifende Gemeinde mit den Menschen vor Ort und den Themen, die sie mitbringen“, erzählt Friedrich. „Dabei ist sie befreiungstheologisch ausgerichtet; die politische Dimension des Glaubens wird beispielsweise deutlich durch den Einsatz für sozial Benachteiligte.“

Aus Buenos Aires hat Katharina Friedrich schließlich ihre Unterlagen nach an die Universität Münster geschickt, weil in Argentinien ihre Entscheidung gereift und gefallen war, ein Theologiestudium aufzunehmen. Dem ist sie später auch in Montpellier und zuletzt in Bochum nachgegangen. Ihr besonders Interesse galt der Feministischen Theologie, der politischen Bedeutung der Kirche und der Seelsorge. In Münster hat sie mit Freundinnen auf dem Rathausplatz ein Politisches Nachtgebet initiiert. „Einmal pro Monat haben wir hier gesungen und ein tagesaktuelles Thema mit der biblischen Tradition ins Gespräch gebracht“, berichtet Friedrich. Wenn sie nicht für die Kirche unterwegs ist, baut sie gerne Sachen (wie zuletzt Balkonmöbel oder eine Trennwand), tanzt Salsa, singt oder spielt auf der Trompete mit der altersgemischten „Laufbänd“ älteren Rock, Soul oder Lagerfeuerlieder. AR

Katharina Friedrich beantwortete uns fünf persönliche Fragen:

UNSERE KIRCHE: Frau Friedrich, was ist Ihre Lieblingsjahreszeit?
Katharina Friedrich: Der Herbst mit den vielen bunten Blätter, die ich presse, um daraus etwas zu gestalten. Außerdem habe ich im Herbst Geburtstag.
UK: Was ist Ihr Lieblingsort?
KF: Die Terrasse in meinem Elternhaus, wo wir alle zusammen feiern, zusammen lachen und zusammen weinen.
UK: Was ist Ihr liebstes Reiseziel?
KF: „Die Insel meiner Träume ist Borkum ganz allein“. Da fahren wir jedes Jahr mit der ganzen Familie hin.
UK: Was fasziniert Sie am Pfarrberuf am meisten?
KF: Das Vertrauen, das einem entgegengebracht wird, die Nähe, und die verschiedenen Aktivitäten mit Menschen aus ganz verschiedenen Lebenssituationen.
UK: Was hat Sie in letzter Zeit besonders bewegt?
KF: Meine Oma ist im Altenheim allein im Zimmer in Quarantäne. Weil sie dement ist, versteht sie das Kontaktverbot nicht. Wir haben dann ein großes Transparent mit der Aufschrift „Grundrecht Freiheit – auch für mich?“ gestaltet, das sie aus ihrem Fenster gehängt hat. Das hat mich sehr berührt.