Aromapflege löst Anspannungen bei den Patienten

HERNE – Aromatherapie ist in der Öffentlichkeit bereits hinlänglich bekannt, aber Aromapflege, eingesetzt im Klinikalltag, gilt noch als Seltenheit. Stefanie Eisenberg, Pflegedienstleitung am Evangelischen Krankenhaus Herne, ist stolz auf ihre beiden Mitarbeiterinnen Martina Wansel und Sylvia Streich-Landwehr, die nach einer umfassenden zweijährigen Zusatzausbildung zu Aromapflegeexpertinnen bzw. Phytoexpertinnen bei den Patienten mit Aromaölen für Linderung sorgen. Dass ihre Arbeit nachgewiesenermaßen einen positiven Effekt besitzt, hat eine hausinterne Studie ergeben. Als „sehr wirkungsvoll“ bezeichneten 70 Prozent der Befragten die Behandlung mit Aromaöl, 30 Prozent bewerteten sie als „wirkungsvoll“, niemand als „wenig wirkungsvoll“ und auch niemand als „wirkungslos“.

„Der Einsatz der Aromapflege in unserem Krankenhaus dient primär dazu, dem Patienten die Möglichkeit zu eröffnen, eine auf ihn abgestimmte Ölmischung zur Verbesserung seiner Symptome oder Nebenwirkungen selbstbestimmt zu verwenden“, fasst Stephanie Eisenberg die Zielsetzung dieses besonderen Pflegeangebots zusammen. Eingesetzt wird es als Unterstützung zur ärztlich verordneten Therapie. Martina Wansel hat als onkologische Fachkrankenschwester vor allem mit Patienten zu tun, die sich stark belastenden Tumortherapien, wie z.B. Chemotherapie unterziehen müssen. Unerträglicher Juckreiz oder Übelkeit sind klassische Begleiterscheinungen der Therapie. „Da können Einreibungen mit individuell abgestimmten Ölmischungen sowie Riechdosen eine wohltuende Erleichterung bieten“, ist Wansels Erfahrung. Weitere Formen der Anwendung sind Waschungen, leichte Massagen oder gezieltes Betupfen z.B. der Schläfen bei starkem Kopfschmerz. Für nahezu jeden Patienten gibt es Varianten, die eine wohltuende Wirkung auf sein Befinden ausüben.

„Damit wir auch sicher gehen können, dass der Patient einen positiven Effekt erfährt, erheben wir vorher eine genaue Anamnese, in der es um Unverträglichkeiten oder Vorlieben geht“, erklärt Sylvia Streich-Landwehr. Daraufhin erstellen die Expertinnen ein entsprechendes Konzept und entwerfen eine individuelle Rezeptur, die dann in der hauseigenen Krankenhausapotheke mit hochwertig-reinen Aromaölen angefertigt wird. Danach werden diese Salben, Riechdosen, Essenzen entweder in der Pflege angewendet oder werden von dem Patienten eigenständig benutzt.

Ob in der Neurologie, wo Sylvia Streich-Landwehr als Stationsleitung arbeitet, oder auch in der Inneren Medizin – die Aromapflege ist inzwischen zu einem festen Bestandteil des Pflegeangebots im EvK Herne geworden. Die beiden Expertinnen schulen mittlerweile auch andere Pflegekräfte, um ihr Wissen weiterzuvermitteln. Denn der Erfolg des Angebots hat dazu geführt, dass mittlerweile die Patienten von sich aus danach fragen. „Sie erleben die Aromapflege sowohl als eine besondere Form der Zuwendung als auch als angenehme Sinneserfahrung und eine Erhöhung ihres Wohlbefindens, ohne Nebenwirkungen befürchten zu müssen“, stellt Pflegedienstleitung Stefanie Eisenberg fest. Deshalb wird das EvK die Aromapflege weiter ausbauen, damit möglichst viele Bereiche in der Klinik davon profitieren können. Dazu gehört auch, dass Sylvia Streich-Landwehr einen Sitz im Aromakreis NRW hat, um stets auf dem neuesten Stand der Entwicklung zu sein. AW