Zum Schluss gab’s Schnittchen für die Gemeinde

CASTROP-RAUXEL – In einem festlichen Gottesdienst am Reformationstag hat die Paulus-Kirchengemeinde Castrop-Rauxel ihren Pfarrer Martin Hensel und ihren Küster Friedhelm „Fiete“ Hamelmann verabschiedet. Die Entpflichtung von Pfarrer Hensel übernahm Synodalassessor Arno Wittekind, selbst Pfarrer in der Paulus-Gemeinde. Nach dem Gottesdienst wurden noch in der Kirche Schnittchen gereicht, wo die Nachfeier am späteren Abend ausklang. Der Kirchenchor unter der Leitung von Gerald Gatawis und die Gottesdienstband sorgten für die musikalische Gestaltung – und mit dem Song „Goodbye Sailor“ am Ende des Gottesdienstes für einen emotionalen Höhepunkt.

Mehr als 30 Jahre war Martin Hensel in Castrop-Rauxel tätig, nachdem er bereits seit 1980 als Ehemann der damaligen Gemeindepfarrerin Ulrike Hensel am Gemeindeleben teilgenommen hatte. Das Vikariat führte ihn zwischenzeitlich nach Recklinghausen, der „Hilfsdienst“ in die Kirchengemeinde Holsterhausen, den er in Castrop-Rauxel beendete. 1989 wurde Martin Hensel zum Pfarrer des zweiten Pfarrbezirks gewählt, während seine Frau der beiden gemeinsamen Töchter wegen in den Wartestand versetzt wurde.

Schwerpunktmäßig war er für die Jugendarbeit der Gemeinde zuständig. „Im Zentrum stand das Meeting samstagabends, ein Gottesdienst für junge Leute, in dem es darum ging, die Verbindung der Jugendlichen zu Jesus Christus zu stärken“, so Hensel. In Spitzenzeiten seien bis zu 180 Jugendliche gekommen, „rund 80 waren meistens da.“ Warum so viele gekommen sind, sei Hensel häufiger gefragt worden. Seine einfache Antwort: „Wir lieben die Jugendlichen und die merken das.“

Die Jugendarbeit habe letztlich dem Gemeindeaufbau gedient. „Am Sonntag waren die meisten auch im Gottesdienst in der Lutherkirche, wo sich die ganze Gemeinde versammelte. Gerade in den 1990er Jahren seien die Besucherzahlen stetig gestiegen, was Martin Hensel unter anderem darauf zurückführt, dass sich in der Zeit die Gemeindearbeit durch die Schwerpunkte seiner Kollegen Hans-Jürgen Knipp (Familien und Kinder) und Martin Pogorzelski (Erwachsene) perfekt ergänzte. „Es gab kein Konkurrenzdenken zwischen uns, das war ein wahrer Segen – letztlich ging es uns allen um eine lebendige Gemeinde, in der alle Generationen ein Zuhause finden können.“

Weitere Highlights seien die Konfirmandenfreizeiten und die Sommerfreizeiten nach Dänemark und Norwegen gewesen. Hier sei Fiete Hamelmann in den letzten Jahren als Koch mitgekommen und habe durch sein freundliches Wesen zur guten Atmosphäre beigetragen. Zwischen Martin Hensel und Fiete Hamelmann ist eine Freundschaft entstanden, weshalb sie sich den gemeinsamen Abschied gewünscht hatten.

Martin Hensel freut sich auf seinen Ruhestand. „Das Wort ‚Entpflichtung‘ gefällt mir in diesem Zusammenhang richtig gut“, sagt er. „Endlich werde ich keine Termine und Verpflichtungen mehr haben.“ Was ihm fehlen wird? „Ich habe immer schon eine Viertelstunde vor Beginn des Gottesdienstes im Talar vor der Kirche gestanden um die Leute zu begrüßen und ihnen ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern; das wird mir fehlen.“ Das am meisten Belastende in seinem Dienst seien Beerdigungen von Kindern oder Jugendlichen gewesen, auch wenn hier besonders spürbar gewesen sei, wie wichtig die pastorale Arbeit sei. „Die Erinnerung an diese Beerdigungen und die Begegnung mit Eltern und Familien bleiben und lassen mich auch nicht mehr los“, so Hensel. Dankbar sei er vor allem dafür, dass ihn die Menschen in der Gemeinde „akzeptiert haben, wie ich bin, und meinen Dienst in ihren Gebeten getragen haben.“ Das Ehepaar Hensel wird in Castrop-Rauxel wohnen bleiben. Die beiden freuen sich auf ihre gemeinsame Zeit, auch mit ihren beiden erwachsenen Töchtern, die ihnen der Ruhestand schenkt. Martin Hensel freut sich auf mehr Zeit zum Musizieren, ausgedehnte Hundespaziergänge und hoffentlich noch zahlreiche Segeltörns.

Das Segeln habe ihm Fiete Hamelmann beigebracht, der aus gesundheitlichen Gründen aufhört zu arbeiten. Leicht sei ihm dieser Schritt nicht gefallen, habe er doch sehr gerne, mit viel Liebe und Engagement, seinen Dienst in über 25 Jahren in der Kirchengemeinde verrichtet. Zu Beginn lag der Schwerpunkt seiner Arbeit im Gemeindehaus Dorf Rauxel, wo er sich auch ehrenamtlich in das Gemeindeleben einbrachte, z.B in der „Spätschicht“, einem Abendgottesdienst mit anschließendem gemütlichen Beisammensein. Später erweiterte sich aufgrund der knapper werdenden Finanzmittel sein Arbeitsbereich und so wurde er zuständig für die Lutherkirche und das Wichernhaus. Seine Freundlichkeit und Ansprechbarkeit zu jeder Zeit wie seine Hilfsbereitschaft haben ihn für die Gemeinde sehr wertvoll gemacht und ihm viele Sympathien bei den Menschen eingebracht. Mit Trauer sehen sie ihn aus dem Dienst scheiden. Aber sie verstehen auch, dass er sagt: „Ich bin im Moment einfach nur froh, dass ich lebe.“ Seine Krebserkrankung habe dazu geführt, dass er sich seine Wünsche, soweit es möglich ist, einfach sofort erfülle. Dazu gehörte auch im September eine Mini-Kreuzfahrt nach Oslo. AR