Zum Frieden motivierendes Beten

Herne. „Waffen schaffen keinen Frieden, Frieden muss gestiftet werden!“ Das hat Pfarrer Ludger Plümpe, Dechant des Dekanates Emschertal, beim interreligiösen Gebet vor der Herner Kreuzkirche einen Tag nach dem 7. Oktober geäußert. Der Rabbiner Andrés Itzhak von der Jüdischen Gemeinde Bochum-Herne-Hattingen, Pfarrerin Melanie Jansen vom Evangelischen Kirchenkreis Herne, Ludger Plümpe und Ibrahim Nazik von der muslimischen Gemeinde Röhlnghausen haben am 8. Oktober mit gut 100 Teilnehmenden für die Toten des Nahostkonfliktes gebetet, deren Zahl seit dem 7. Oktober 2023 nun auf geschätzte 50000 zugeht – unter ihnen die immer noch gefangenen und von der Terrororganisation Hamas gequälten israelischen Geiseln. Ich empfinde es so: Unser Beten scheint am Schicksal der von Terror und Krieg betroffenen Menschen nicht viel zu ändern. Doch allein das bewusste sich Einfinden vor dem Kirchengebäude, das gemeinsame Singen, Beten, Zuhören und Schweigen, tut mir gut. Auch die Gespräche mit Anders- und Nichtgläubigen. Alle wünschen sich das Eine: Frieden – Hewenu Schalom alejchem!
Dabei weiß ich: Friede unter Menschen ist kein Naturzustand. Er muss gestiftet werden. Der Bochumer Rabbiner Andrés Itzhak Bruckner zitierte Rabbi Judah Löw, der im 16. Jahrhundert unter anderem in Prag mit seiner Lehre einen Bogen spannte vom himmlischen zum irdischen Frieden. Was im Himmel bereits gegründet und gestiftet ist, soll auch zur Welt kommen. „Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden!“ – Die Bitte aus dem Vaterunser nimmt diesen Gedanken auf.
Ich frage mich: Wie kann unser „interreligiöses“ Singen und Beten bei aller gefühlten politischen Ohnmacht zur Frieden stiftenden Tat werden? HHB

 

FOTOS:

  • Henning Hey (Keyboard), Pfarrerin Melanie Jansen, Rabbi Andrés Itzhak, Ibrahim Nazik und Ludger Plümpe (von links) gestalteten das Friedensgebet vor der Kreuzkirche.
  • Gut 100 Menschen waren auf den Europaplatz gekommen, um für Frieden in Nahost zu beten. FOTOS: FW SIEPMANN
  • Von links: Pfarrerin Melanie Jansen, Rabbi Andrés Itzhak, Ibrahim Nazik und Pfarrer Ludger Plümpe. FOTO: ARND RÖBBELEN