Synodaltagung mit zwei Premieren

HERNE – Die 124. Tagung der Synode des Kirchenkreises Herne am 14. Januar war in zweifacher Hinsicht eine Premiere: Erstmals geleitet von der neuen Superintendentin Claudia Reifenberger fanden die Beratungen erstmals digital statt. Von 73 stimmberechtigten Synodalen waren 64 zugeschaltet, womit die Beschlussfähigkeit festgestellt werden konnte. Die Synodalen mit beratendem Stimmrecht konnten die Tagung per YouTube verfolgen.
In ihrer Andacht über die Tageslosung aus Psalm 95 („Lasst uns mit Danken vor sein Angesicht kommen und mit Psalmen ihm jauchzen, denn der Herr ist ein großer Gott.“) blickte die Superintendentin zurück auf ein „stilles Weihnachtsfest“ – ohne lautes Jauchzen und Singen. Lähmung und Erschöpfung und Verstummen habe sie empfunden. An den Psalmen fasziniere sie, dass hier nicht nur Lob, sondern auch Trauer oder Wut Ausdruck finden dürfen. Gewarnt werde vor „Verstockung“, sie verstehe dies so, dass wir uns von Verzweiflung nicht lähmen lassen sollen. „Echtes Jubeln weiß auch von Leid, dass nichts von dem, was uns geschenkt ist, selbstverständlich ist“, sagte sie. Reifenberger lud ein, diese besondere Zeit mit allen Einschränkungen zu gestalten als ein Warten auf etwas, das aufbrechen soll, eine Zeit, in der wieder laut gejubelt und gesungen werden darf.
Nach der Andacht wurden die Grußworte von Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda (Herne) und Bürgermeister Rajko Kravanja (Castrop-Rauxel) verlesen. Beide Stadtoberhäupter betonten die wichtige Rolle der Evangelischen Kirche in der Stadtgesellschaft. „Sie leistet einen wichtigen Beitrag zur wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Entwicklung unserer Stadt“, sagte Dudda. Nach Grüßen aus der Landeskirche, vorgetragen von Henning Juhl, dem zuständigen Dezernent der Evangelischen Kirche von Westfalen, und Superintendent Heiner Montanus aus dem Nachbarkirchenkreis Gelsenkirchen und Wattenscheid standen mit der Diskussion um eine Zusammenführung der Kreiskirchenämter Herne sowie Gelsenkirchen und Wattenscheid und dem Haushalt für das Jahr 2021 zwei gewichtige Punkte auf der Tagesordnung.

Bereits seit 2019 ist Burkhard Feige, Verwaltungsleiter des Kirchenkreises Herne, mit einem halben Stellenumfang in den Kirchenkreis Gelsenkirchen und Wattenscheid abgeordnet, um in Personalunion beide Verwaltungen zu leiten. „Hier zeigen sich bereits Synergien, zudem ist die Kostenersparnis bei der Verwaltungsleiterstelle deutlich spürbar“, erläuterte Feige.
Weil die Verwaltungsaufgaben in Zeiten zurückgehender Gemeindegliederzahlen gleich geblieben und darüber hinaus auch komplexer geworden seien, könne am ehesten eine größere Einheit die Sicherung dieser Aufgaben gewährleisten. „Weil die vorgegebene Mindestpersonalausstattung an ihre Grenzen stößt, wenn es zu Ausfällen von Mitarbeitenden kommt, können wir das in unserem Herner Kreiskirchenamt kaum auffangen“, so Feige. „In einer größeren Verwaltung sichergestellte Vertretungsregelungen ermöglichen den Mitarbeitenden darüber hinaus, sich fortzubilden und zu spezialisieren.“ Insgesamt verspricht sich die Leitung des Kirchenkreises von einer Zusammenlegung der Verwaltungen höhere Professionalität und Leistungsfähigkeit, mehr Flexibilität und damit eine bessere Bewältigung der Aufgabenvielfalt. Weitere finanzielle Einsparungen seien nicht zu erwarten, auch deshalb, weil alle Mitarbeitenden in einer zusammengeführten Verwaltung ihren Arbeitsplatz behalten. „Entlassungen wird es nicht geben“, stellte Burkhard Feige auf Nachfrage klar.
Die Kreissynode folgte den Beschlussvorschlägen mit einer deutlichen Mehrheit. Somit hat der Kreissynodalvorstand des Kirchenkreises Herne nun den Auftrag, konkrete Überlegungen zur Zusammenlegung der Kreiskirchenämter anzustellen, den Entwurf einer notwendigen Verbandssatzung für ein gemeinsames Kreiskirchenamt zu entwickeln sowie mögliche Standorte für dieses Kreiskirchenamt zu finden.

Auf der finanziellen Entwicklung und den Haushaltsplänen des Kirchenkreises Herne für das Jahr 2021 lag in Zeiten von Corona mit den (finanziellen) Folgen der Pandemie besonderes Augenmerk. Die Landeskirche erwarte für 2021 Kirchensteuereinnahmen in Höhe von etwa 510 Millionen Euro und damit 10 Millionen Euro weniger als 2020, teilte Verwaltungsleiter Burkhard Feige der Synode mit. Dem Kirchenkreis Herne würden daraus Kirchensteuermittel in Höhe von 9,174 Millionen Euro (2020 9,324 Millionen Euro) zur Verfügung gestellt. Diese 9,174 Millionen Euro werden aufgeteilt auf die zehn Kirchengemeinden für die Gemeindearbeit sowie die kreiskirchlichen Dienste (Kindergartengemeinschaft, Eine Welt Zentrum, Kreiskirchliche Verwaltung, Schulreferat, Mediothek, Kinder- und Jugendreferat, Kirchenmusik, Fachberatung für Kindergärten oder Öffentlichkeitsreferat). 
Neben dem Rückgang der Einnahmen gibt es im Bereich der Kindergartengemeinschaft einen deutlichen Mehraufwand infolge des neuen Kinderbildungsgesetzes (KiBiZ). Trotz einer Erhöhung der Landeszuschüsse sind die Kosten wegen des Personalmehrbedarfs absolut gestiegen. Gut 1,5 Millionen Euro gehen 2021 an die Kindergartengemeinschaft, das sind rund 320.000 Euro mehr als im vergangenen Jahr. Hier ist die Kirchenkreisleitung mit der Stadt Herne in Verhandlungen mit dem Ziel, dass die freiwilligen Beiträge der Stadt zum Trägeranteil angepasst werden.
Das sei nötig, weil der Beitrag für die Kindergartengemeinschaft aus Kirchensteuermitteln eine Million Euro nicht übersteigen dürfe, um den Haushalt nicht zu überlasten. Dass die Gemeinden auch 2021 jeweils 28,50 Euro pro Gemeindeglied bekommen – ebenso viel wie im vergangenen Jahr – und dass der Kirchenkreis insgesamt an der Finanzplanung, wie sie „vor Corona“ von der Finanzabteilung des Kirchenkreises aufgestellt wurde, festhalten kann, ist auf verschiedene Einsparungen – beispielsweise durch den Rückgang von Pfarrstellen – zurückzuführen, berichtete Feige.
Fast zum Schluss berichtete Pfarrer Martin Domke von der Tagung der Landessynode, die vom 16. bis 19. November digital stattgefunden hat. Neben neuen Gesetzesvorlagen (etwa dem Gesetz zum Schutz vor sexualisierter Gewalt, das Anforderungen zum Schutz vor sexualisierter Gewalt regelt und Maßnahmen zu deren Vermeidung und Hilfen in Fällen, in denen sexualisierte Gewalt erfolgt, nennt) und einem neuen IT-Konzept gab es auch Beschlüsse zu gesellschaftlichen Fragen – vor allem zum Thema „Flucht und Migration“. Hier fordert die Landeskirche beispielsweise sichere „Häfen“ für Flüchtlinge in den Kommunen und ein Recht auf unabhängige Beratung, wie es sie etwa im Eine Welt Zentrum gibt. Hier habe die Landesregierung die Förderung gekürzt.
Ganz zum Schluss berichtete die Superintendentin vom Weggang der Pfarrerinnen Christine Rosner aus der Pauluskirchengemeinde Castrop am 1. Februar (sie übernimmt eine Pfarrstelle in Plettenberg) und Nina Ciesielski aus der Kirchengemeinde Castrop-Rauxel-Nord am 1. März (sie übernimmt eine Pfarrstelle in Gelsenkirchen) und entließ die Synodalen um 20.45 Uhr mit einem Abendsegen. Die nächste Tagung der Synode findet – ebenfalls digital – am 18. März statt. AR