Sterbliche Überreste sollen in ihre Heimat

Herne. Eine Delegation aus dem Kirchenkreis Morogoro in Tansania, dem Partnerkirchenkreis des Kirchenkreises Gelsenkirchen und Wattenscheid, hat das Eine Welt Zentrum des Kirchenkreises Herne besucht. Die Mitglieder der Delegation sind alle ehrenamtlich in Kirchengemeinden in Morogoro tätig und gleichzeitig als selbstständige Unternehmer aktiv. Begleitet wurde die Gruppe von Pfarrer i.R. Martin Domke.

Im Eine Welt Zentrum wurde die Delegation herzlich vom neuen Geschäftsführer Steffen Wilmink begrüßt. Anschließend informierten Katja Jähnel, Renate Hildburg und Markus Heißler über die unterschiedlichen Aufgabenbereiche des EWZ. Auf großes Interesse stieß die Situation von geflüchteten Menschen in Deutschland. Auch in Tansania leben viele Flüchtlinge aus den instabileren Nachbarländern. Ein anderer spannender Punkt war die deutsche Kolonialherrschaft von 1890 bis 1918 in Tansania. Viele heute noch genutzte Regierungsgebäude stammen noch aus dieser Zeit. Diese dienen auch als Gedenkstätten. Auch in der Schule wird das Thema behandelt.

Sehr aktuell sei in Tansania die Rückgabe von sterblichen Überresten ihrer Vorfahren, die immer noch in Deutschland lagern. Es handelt sich dabei um die Gebeine und vor allem um die Schädel, deren Verlust für die Nachkommen der Verschwundenen bis heute ein kollektives Trauma darstelle, das von Generation zu Generation weitergegeben werde. So wurden z.B. die Schädel von getöteten Menschen im Majimaji-Krieg (1905 bis 1907) für Forschungszwecke im Dienst einer zutiefst rassistischen (Pseudo-)Wissenschaft, der „Phrenologie“, nach Berlin gebracht. Dort lagern heute noch Zehntausende menschlicher Überreste, die trotz akribischer Katalogisierung und Erfassung kaum mehr zuzuordnen sind. Für die Nachkommen der Verschwundenen bedeutet dies auch nach langer Zeit noch unendliches Leid, das erst gelindert werden kann, wenn die Gebeine der ermordeten Vorfahren wieder in ihre Heimat zurückgeführt und dort bestattet werden können. Ein Delegationsteilnehmer berichtete davon, dass auch der Schädel seines Großvaters in Berlin verwahrt wird und er sehnsüchtig auf dessen Rückgabe wartet. MH

Das Eine Welt Zentrum des Kirchenkreises Herne begrüßte eine Delegation des Kirchenkreises Morogoro (Tansania). FOTO: EWZ