„Religionsunterricht gehört auf den Stundenplan“

WANNE-EICKEL – Seit einem guten Jahr absolviert Lukas Horst sein Vikariat in der Kirchengemeinde Röhlinghausen – und an der Gesamtschule Wanne. Auch nach dem Pädagogischen Teil seiner praktischen Ausbildung unter seinem Schulmentor Tobias Krause ist Horst regelmäßig in einem Oberstufenkurs im Fach Evangelische Religion eingesetzt. „Ich bin gerade als Presbyter und Prädikant natürlich auch ein Repräsentant der Evangelischen Kirche in der Schule, aber Unterricht bei einem angehender Pfarrer ist für die Schülerinnen und Schüler dann doch etwas Besonderes“, sagt Krause.

Wie ist es für die Jugendlichen, von denen nur eine Minderheit evangelisch ist, sich mit Evangelischer Religion auseinanderzusetzen? Alle waren sich einig, dass das Fach auf den Stundenplan gehört. „Ich habe mich bewusst für den Religionsunterricht entschieden. Hier können wir die christliche Religion, aber auch andere Religionen kennen lernen, das gehört ja schon zur Allgemeinbildung.“ Dafür müsse man selbst nicht religiös sein. „Es geht doch darum, dass man eine bestimmte Sicht auf das Leben kennen lernt“, sagt Feyza. Darin erhält sie Unterstützung durch den Vikar: „Es gibt unterschiedliche Zugänge zur Welt – den naturwissenschaftlichen, den künstlerischen oder eben den religiösen.“

Dass Lukas Horst angehender Pfarrer ist, würde man ihm durchaus anmerken, sagt Leon: „Er ist mit dem Herzen dabei, vertritt den Glauben mit Überzeugung, aber ohne zu missionieren.“ Der Theologe sieht sich selbst in einer besonderen Rolle. „Mit mir werden schon auch andere Gespräche geführt als mit anderen Kollegen – auch im Lehrerzimmer“, berichtet er. „Vielleicht habe ich als Mann der Kirche einen Vertrauensvorschuss.“ Vor allem auf einer Skifreizeit habe er festgestellt, dass er eine andere Rolle hat als die Lehrerinnen und Lehrer. „Natürlich kommen auch kritische Fragen, aber es ist ja gut, dass ich die Möglichkeit habe, dazu Stellung zu nehmen.“

Durchaus brisant sei es gewesen, als im Religionsunterricht zu Beginn der Oberstufe die Frage gestellt wurde „Was ist Glauben?“ – „Da haben wir schon heiß diskutiert“, sagt Celine. „Denn das ist doch eine sehr persönliche Frage.“ Tobias Krause musste hier gelegentlich daran erinnern, dass man allen Äußerungen erst einmal Respekt entgegenzubringen hat. „Die Atmosphäre soll immer von Toleranz geprägt sein“, sagt er. „Man muss bestimmt nicht alles gut finden, was andere sagen, aber man sollte andere Positionen schon ertragen lernen. Das klappt aber mittlerweile sehr gut!“ Zudem habe der Religionslehrer die Erfahrung gemacht, dass gerade die Teilnahme muslimischer Schülerinnen und Schüler die Unterrichtsgespräche bereichert. Auch von ihnen werde Evangelische Religion gerne als Abiturfach angewählt und das in der Vergangenheit durchaus mit sehr erfreulichen Ergebnissen.

Im Hinblick auf das letzte Schuljahr äußert Rosim den Wunsch, eine Kirche zu besuchen. Dieser Wunsch werde ihr erfüllt, verspricht Krause, „wenn wir zu Beginn des Schuljahres das Thema ‚Kirche‘ besprechen.“ Mit von der Partie wird dann auch Lukas Horst sein. „Da kommen schließlich Kirche und Schule zusammen“, freut sich der Vikar, der betont, dass er sich an beiden Orten sehr wohl fühlt. AR