Herne. Beim Klangkosmos-Konzert der Gruppe „Toasaves“ am 22. November in der Herner Christuskirche haben die drei Musiker und die Musikerin ihr Publikum mitgenommen auf eine Reise zwischen Okzident und Orient. Mal schien man eine mittelalterliche Prozession zu hören, mal eine anatolische Hochzeit, mal den Ruf eines einsamen Musikers am Ufer der Schelde. Auf der Bühne zauberte Toasaves ein „musikalisches Fest, das von Anfang bis Ende zeigte, wie sehr Musik jede von Menschen gezogene Grenze überschreiten kann.“
Tristan Driessens, musikalischer Leiter des Quartetts, verfolgt seit Jahren den Ansatz, Klangräume jenseits nationaler Zuschreibungen zu öffnen. Inspiriert wurde er auch von dem legendären Antwerpener Sänger, Dichter, Maler und Puppenspieler Wannes Van de Velde. Dieser war Chronist seiner Stadt, sang im lokalen Dialekt und fand in den Liedern der einfachen Leute den Pulsschlag der kosmopolitischen Hafenmetropole.
„Toasaves“ bedeutet im Dialekt von Antwerpen „Heimathäfen“. Der Name ist für das Ensemble Programm – die Musiker beziehen ihre Inspiration aus den vielfältigen Einflüssen, die sich in der Geschichte der Stadt widerspiegeln. Die Gruppe verbindet die alten flämischen Lieder ihrer Heimatstadt mit den vielfältigen kulturellen Einflüssen von heute – mit Kreativität und Offenheit, mit Rahmentrommel, Laute oder mikrotonaler Violine, mit Dudelsäcken, Drehleiern und mittelalterlichen Flöten sowie mit stilistischen Elementen aus afghanischen, korsischen, griechischen, türkischen und sephardischen Traditionen. Das Ensemble erschuf so eine faszinierende neue musikalische Welt, die das Publikum berührte. Unwillkürlich bewegten sich die Füße der Zuschauer bei den treibenden Rhythmen und die wechselnden Melodien und virtuosen Darbietungen führten dazu, immer tiefer zuzuhören.
Harald Bauweraerts (Drehleier), Tristan Driessens (Lauten), Raphaël De Cock (Gesang, Dudelsack, Maultrommel) und Miriam Encinas (Fiddel, Dilruba, mittelalterliche Flöten, Rahmentrommeln) verstanden es, die unterschiedlichsten Instrumente meisterlich zu bedienen. Am Ende gab es stehenden Applaus für ein besonderes Konzert. Anschließend nahmen noch viele Gäste die Möglichkeit wahr, mit den Musikern zu sprechen und sich die Instrumente erklären zu lassen.
Das Konzert wurde von der Fachstelle Eine Welt des Kirchenkreises Herne in Kooperation mit der Petrus-Kirchengemeinde Herne und der Evangelischen Erwachsenenbildung veranstaltet. MH
Das Ensemble „Toasaves“ aus Antwerpen gab ein Weltmusik-Konzert in der Herner Christuskirche. FOTO: MARKUS HEISSLER
