„Nach Herne musst du auf jeden Fall fahren!“ - Erinnerungen an Begegnungen mit dem Theologen Professor Dr. Jürgen Moltmann von Pfarrer i.R. Horst-Herman Bastert
Herne. Am 3. Juni dieses Jahres ist der international bekannte deutsche Theologe Professor Dr. Jürgen Moltmann in Tübingen im Alter von 98 Jahren gestorben. Neun Jahre ist es her, dass die Herner Pfarrkonferenz das Glück hatte, ihn als Gast im Gemeindehaus in Eickel begrüßen zu dürfen. Ich erinnere mich, dass es zu einem lebhaften Austausch mit ihm kam, nachdem er seine Gedanken zum Thema „Zukunft der Kirche“ vorgetragen hatte. Moltmann brachte unter anderem Erfahrungen aus seiner Tübinger Heimatgemeinde zur Sprache, die durchaus positiv geprägt waren. Moltmann machte uns damals Mut, in unseren Gemeinden eigene Wege zu gehen und, falls es angebracht sei, auch unserer Kirchenleitung zu widersprechen. Sein Tenor war: „Gemeinde hat Zukunft!“
Erstaunlich, dass es dem damals noch äußerst rüstigen Theologen, der mit dem Zug von Tübingen nach Herne und wieder zurückreiste, gegeben war, in den folgenden Jahren noch mehrere gut lesbare theologische Bücher zu schreiben. Sein letztes trägt den Titel „Weisheit in der Klimakrise“. Dass Moltmann als Theologieprofessor ethische und politisch-aktuelle Fragestellungen aufgriff, zeichnete ihn nach meiner Erinnerung von Anfang an aus.
Bei der Nachfeier seines 95. Geburtstages in der Akademie Bad Boll wurde noch einmal deutlich, wie gut er in der Ökumene vernetzt war. Zu einer internationalen Videokonferenz meldeten sich live zum Austausch mit ihm Theologinnen und Theologen aus Kanada, Norwegen, Amerika, Südkorea und sogar China. Dass er im Jahr 2015 zu einer Visite nach Herne kam, hatte laut eigener Auskunft mit folgendem Umstand zu tun: Seine Frau, die Theologin Elisabeth Moltmann-Wendel („Frauen um Jesus – ein eigener Mensch werden“) hatte ihm als gebürtige Hernerin dringend geraten: „Nach Herne musst du auf jeden Fall fahren!“
Professor Dr. Jürgen Moltmann mit Pfarrerin Birgit Bastert bei einer Tagung im Jahr 2014 in Bad Boll. FOTO: PRIVAT
