Herne. Mitreißend, lebendig und voller Geschichte: Die Musikgruppe „La Flota y El Son“ hat sein Publikum am 16. Oktober in der Herner Kreuzkirche in die Klangwelt des Son Jarocho entführt – einer Musiktradition aus Veracruz, die ihre Wurzeln in indigenen, westafrikanischen und spanisch-barocken Einflüssen hat. Im Mittelpunkt dieser Musikrichtung stehen die Geschwister Vega, deren Familie seit fünf Generationen zu den bedeutendsten Hütern dieser Kunstform gehört.
In Herne bestand die Gruppe aus Enrique Palacios Vega, Stephanie Delgado, Sofía Retana und Juan Domingo Rogel Fragoso. Mit feinem Gespür verbanden sie kulturelle Wurzeln, familiäres Erbe und ihre immense internationale Bühnenerfahrung zu einem unverwechselbaren Musikerlebnis. Charakteristisch für den Veracruz-Sound sind humorvolle, poetische Texte über Liebe, Natur, die Seefahrt oder das Landleben. Entstanden ist daraus ein lebendiger Stil, der bis heute auf den Fiestas in Südveracruz gespielt und getanzt wird. Begleitet wurden die Gesänge von typischen Saiteninstrumenten wie Jarana, Requinto oder Leona. Highlights des Konzerts waren die rhythmischen Tanzeinlagen, Zapateado genannt, von Sofía Retana in ihrer landestypischen Kleidung vorgeführt, sowie ein „Marsch“ durch die Zuschauerreihen zum Abschluss des Konzerts. Das zahlreiche Publikum dankte den Künstlern mit langanhaltendem Applaus.
Direkt vor dem Konzert informierte Melissa Hernández Blásquez mit Unterstützung der mexikanischen Erziehungswissenschaftlerin Dr. María del Carmen Rizo Ruiz über die aktuelle gesellschaftliche und politische Entwicklung in ihrem Heimatland. Mexiko habe zwar ein moderates Wirtschaftswachstum, aber nach wie vor gebe es eine große Ungleichheit im Land. So finden viele Menschen nur auf informeller Basis Beschäftigung. Gebessert habe sich in den letzten Jahren der Zugang zur Bildung, zumindest zu einer Grundbildung. Es gebe allerdings weiterhin große Unterschiede zwischen Stadt und Land. Die Referentin illustrierte ihre Informationen anhand von Beispielen aus Ihrer Familie. So berichtete sie, dass sich ihre Mutter sehr darüber freut, dass Sie nun eine Rente bekommt, auch wenn sie sehr gering sei, weil das bisher keine Selbstverständlichkeit in Mexiko war.
Konzert und Vortrag wurden von der Fachstelle Eine Welt des Kirchenkreises Herne in Kooperation mit der Kirchengemeinde Haranni und der Evangelischen Erwachsenenbildung veranstaltet. Das nächste Konzert der Reihe „Klangkosmos Weltmusik“ findet am Samstag, 22. November, um 16.30 Uhr in der Christuskirche an der Wiescherstraße 120 mit einem Programm aus Belgien statt. MH
Enrique Palacios Vega, Stephanie Delgado, Sofía Retana und Juan Domingo Rogel Fragoso sind „La Flota y El Son“. PRESSEFOTO
Melissa Hernández Blásquez informierte über die aktuelle gesellschaftliche und politische Entwicklung in Mexiko. FOTO: MARKUS HEISSLER


