Mini-Kapsel sorgt für den richtigen Rhythmus

Herne. Schlägt das Herz zu langsam oder setzt sogar aus, ist die Versorgung von Hirn und Körper mit Blut und Sauerstoff gefährdet. Schwindel, Ohnmacht, Kurzatmigkeit und Schwächegefühl sind die Folge. Bradykardie ist der medizinische Fachausdruck für diese Störung. Abhilfe schafft ein Herzschrittmacher. Doch Herzschrittmacher ist nicht gleich Herzschrittmacher. „Auf diesem Gebiet hat eine kleine Revolution stattgefunden, die ein neues Gerät hervorgebracht hat, das nur noch die Größe einer Vitaminkapsel hat“, berichtet Dr. Ali Halboos, Chefarzt der Kardiologie am Evangelischen Krankenhaus Herne.
Die Micra Kardiokapsel ist rund zehnmal kleiner als herkömmliche Schrittmacher, der etwa die Größe eines Teebeutels hat. Der Einbau dieses winzigen Geräts gehört ab sofort zum medizinischen Leistungsspektrum von Dr. Ali Halboos. Anders als herkömmliche Schrittmacher wird die Kapsel über eine Beinvene mit Hilfe eines Kathetersystems bis in die rechte Herzkammer geführt und dort implantiert. Der Zugang zur Beinvene erfolgt im Bereich der Leiste. Ist die Kardiokapsel korrekt positioniert, testet der Kardiologen, ob sie ordnungsgemäß funktioniert. Von außen ist das Gerät nicht sichtbar.
Besonders geeignet ist die Kapselvariante für Patienten, die älter sind, eingeschränkte venöse Zugangswege im Bereich der Schlüsselbeinvenen haben (z.B. durch Thrombose, Portsysteme bei Chemotherapie), für die ein hohes Infektionsrisiko gilt oder die unter Begleiterkrankungen leiden. Wer nicht zu dieser Gruppe gehört oder aus anderen Gründen an dem herkömmlichen Schrittmachersystem festhalten möchte, dem bietet Dr. Halboos weiterhin die bislang übliche Variante an. Dabei wird unterhalb des Schlüsselbeines ein kleiner Schnitt ausgeführt und das Gerät in eine kleine Hauttasche eingebettet. Die Verbindung zum Herzen wird durch eine feine Elektrode hergestellt, die am Herzschrittmacher angeschlossen ist. Die Laufzeit der Batterie ist für Kapsel und herkömmlichen Schrittmacher die gleiche. AW


Chefarzt Dr. Ali Halboos zeigt den Größenunterschied der beiden Systeme. FOTO: EVK HERNE