War der Kirchentag nicht großartig? Meine Erwartungen hat der Dortmunder Kirchentag bei weitem übertroffen. Nicht nur weil er nach 28 Jahren wieder im Ruhrgebiet stattgefunden hat. Sondern weil er nach meinem Erleben so stark geistlich geprägt war. Und zwar, wie ich glaube, wirklich von Gottes eigenem Geist und nicht vom sogenannten Zeitgeist.
Dazu gehörte das Gedenken vor der Dortmunder „Steinwache“, dem berüchtigten Gestapo-Gefängnis während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. In diesem Gefängnis hat auch der Herner Pfarrer Ludwig Steil vor seinem Abtransport ins Konzentrationslager Dachau gesessen. Der Dortmunder Rabbiner Baruch Babaev und Kirchentagspräsident Hans Leyendecker erinnerten an die Aufgabe, die der Kirchentag vor diesem Hintergrund in der Gegenwart hat – die Aufgabe einer Zeitansage für Juden, Christen und Muslime.
Heute darf es keine geistlich verantwortlichen Menschen mehr geben, die antisemitisch oder rassistisch denken und reden. Dies gehört zur geistigen Grundlage des Kirchentages, von dem der Rabbiner sagte, Antisemitismus und Rassismus jeglicher Couleur verletzte die „Heiligkeit des Kirchentages“.
Auch den großen Abschlussgottesdienst des Kirchentages im BVB-Stadion habe ich in keinster Weise als „zeitgeistig“ empfunden, sondern auf jede Weise geistlich authentisch. Als Zeitansage auf der Grundlage von Lob und Anbetung. Das hat den Dortmunder Kirchentag ausgemacht: die glaubwürdige Verbindung von Gotteslob und politisch-ethischen Aussagen, unter Anderem zur Flüchtlingsfrage und zur Bekämpfung von Rechtsextremismus. Nach meinem Empfinden war daran – aufs Ganze gesehen – gar nichts Zeitgeistiges. Nein, sondern der Kirchentag war geistliche Zeitansage!