WANNE-EICKEL – „Lieben Sie die Gemeinde, dann wird das schon!“ Das habe ein älteres Gemeindeglied zu ihm gesagt, als Kurt Blecher seinen Dienst als Pfarrer in der damaligen Kirchengemeinde Wanne-West (zuletzt Bezirk Wanne der Kirchengemeinde Wanne-Eickel) frisch aufgenommen hatte. Er hat seine Gemeinde und die Arbeit hier geliebt. 35 Jahre sind es geworden – am 31. Dezember geht Kurt Blecher in den Ruhestand.
Am dritten Adventssonntag um 10 Uhr hat Superintendent Reiner Rimkus ihn in einem Gottesdienst von seinen Dienstpflichten befreit. Mehrere Hundert Gemeindeglieder und Weggefährten waren in die Auferstehungskirche gekommen – unter ihnen auch Blechers Vikariatsmentor und Vorgänger Pfarrer Andreas Wellmer. In seiner Predigt über das Wirken Johannes des Täufers blickte der scheidende Pfarrer zurück auf seine Amtszeit, in der es ihm – wie Johannes – stets darum gegangen sei, auf Jesus Christus zu verweisen.
Schon 1984 kam Kurt Blecher nach Wanne-West. Der Weg in den Kirchenkreis Herne war für den gebürtigen Wittgensteiner eine bewusste Entscheidung. „Hans-Jürgen Jaworski hat in meiner Heimatstadt Bad Lasphe eine Jugendwoche durchgeführt, die mich auf den Kirchenkreis Herne neugierig gemacht hat“, sagte Blecher. Als Theologiestudent hat er ein Gemeindepraktikum bei Jaworski in der Dreifaltigkeitsgemeinde absolviert. „Das Ruhrgebiet und die direkte, offene Art der Menschen hier hatte es mir angetan“, so Blecher. Auch das Profil des Kirchenkreises Herne unter dem damaligen Superintendenten Fritz Schwarz entsprach seinen Wünschen. „Kirche muss missionarisch wirken, damit sie lebendig bleibt“, meinte der (fast) 63-Jährige.
Nach seinem Vikariat blieb Kurt Blecher der Gemeinde Wanne-West erhalten – zunächst als Pfarrer im Hilfsdienst, dann als gewählter Gemeindepfarrer. Bei Besuchen von Gemeindegliedern sei er oft gefragt worden, warum er aus dem schönen Wittgensteiner Land nach Wanne-Eickel gekommen ist. „Wenn ich hätte Förster werden wollen, wäre ich dageblieben“, antwortete Blecher dann. Mit diesem Geplänkel habe mancher Besuch begonnen und die Tür für ein gutes Gespräch geöffnet.
Neben vielen Besuchen in der Gemeinde war von Anfang an Kinder- und Jugendarbeit ein Schwerpunkt. Bibelwochen gab es für Kinder und Jugendliche ebenso wie regelmäßige Freizeiten, zum Beispiel nach Schweden oder Italien. Daneben war Kurt Blecher der „Go-West-Gottesdienst“ ein wichtiges Anliegen. Es ist ein thematischer Gottesdienst, der von einer Gruppe vorbereitet wird, und vor allem Menschen ansprechen soll, die mit dem traditionellen Sonntagsgottesdienst weniger anfangen können.
Blechers letzte Amtsjahre waren geprägt von Gemeindevereinigungen – zunächst der von Wanne-Süd, -Mitte und -West zur Matthäus-Kirchengemeinde Wanne, zuletzt die aller Wanne-Eickeler Gemeinden zur Kirchengemeinde Wanne-Eickel. „Vor allem die erste Zusammenlegung war schwer, zumal in die Zeit die Erkrankung von Herbert Otterstein und mein Unfall fiel“, erinnert sich Kurt Blecher. „In dieser Zeit musste Uwe Leising, der als Pfarrer im Entsendungsdienst viele Jahre mit mir zusammen in Wanne-West gearbeitet hat, manches auffangen.“ Blecher hatte sich bei einem Badeunfall ein Bein gebrochen und in der Genesungszeit auch noch einen Oberschenkelhalsbruch zugezogen. „Beim Vereinigungsgottesdienst standen wir vor der Gemeinde – Pfarrer Otterstein ausgezehrt von seiner ersten Krebsbehandlung und ich mit Krücken“, so Blecher.
Pfarrer Kurt Blecher hat gemischte Gefühle, wenn er an seinen Ruhestand denkt. „Auf der einen Seite bin ich froh, dass ich Verantwortung abgeben kann – auf der anderen Seite wird mir die Gemeinde fehlen“, sagt er. „Große Dankbarkeit empfinde ich gegenüber den Ehrenamtlichen; vieles in der Gemeinde ist ohne ihr tatkräftiges Engagement nicht möglich. Im Übrigen hat mir die Zusammenarbeit mit ihnen immer die größte Freude gemacht.“ Blecher freut sich, nun mehr Zeit zu haben für den Lionsclub Wanne-Eickel, in dem er seit einigen Jahren Mitglied ist, und auf mehr Zeit für Hobbys. Zusätzlich möchte er mit dem Klavierspielen beginnen. Seine Nachfolge ist übrigens schon geregelt: Pfarrer Hans-Paul Ullrich, zurzeit am Emschertal-Berufskolleg, wird am 1. Januar 2020 seinen Dienst in der Gemeinde Wanne-Eickel aufnehmen. AR