Castrop-Rauxel. Herne. Seit dem 20. Mai ist das indische Jugend- und Kulturprojekt „The Dreamcatchers“ zu Besuch in Herne und Castrop-Rauxel. „Die Gruppe aus Indien ist für einige Tage zu Gast im Evangelischen Kirchenkreis Herne und wird Tanz- und Theaterworkshops in Jugendzentren und beteiligten Schulen durchführen“, so Markus Heißler von der Fachstelle Eine Welt des Kirchenkreises. Ebenso finden gemeinsame Begegnungsangebote zwischen den deutschen und indischen Jugendlichen statt. So wird beispielsweise das aktuelle Tanztheaterstück „Clowns Yatra for Peace“ in der Realschule Crange aufgeführt.
Die Fachstelle Eine Welt führt das internationale Jugendbegegnungsprojekt im Rahmen der Kinderkulturkarawane gemeinsam mit den Jugendreferat des Kirchenkreises durch. Koordiniert wird das Projekt von Markus Heißler (Fachstelle) gemeinsam mit Viviane Höffges und Frank Ronge (beide Jugendreferat). Beteiligt sind die Evangelischen Jugendzentren HOT in Wanne-Eickel, das Lighthouse in Herne-Mitte sowie das Café Q und der Meeting Point in Castrop-Rauxel.
„Ich bin sehr begeistert, wie es gelungen ist, dass unsere und die indischen Jugendlichen trotz der Sprachbarrieren in Kontakt gekommen sind“, sagte Viviane Höffges vom HOT. Gemeinsames Kochen und Essen indischer Gerichte habe dabei geholfen und näheres Kennenlernen ermöglicht. „Beim Einüben einer Choreografie im Workshop war von der anfänglichen-j Schüchternheit nichts mehr zu spüren – und unsere indischen Gäste haben viel Freude und Energie in unser Jugendzentrum gebracht.“
Auch Superintendentin Claudia Reifenberger sieht in der internationalen Jugendbegegnung, die aus Mitteln des Ökumenefonds des Kirchenkreises gefördert wird, eine besondere Stärke: „Eine aktuelle Studie weist darauf hin, dass Kinder und Jugendliche aufgrund der globalen Krisen mit Angst in ihre Zukunft sehen“, sagt sie. „Mit diesem Projekt verbinden wir die Hoffnung, dass die Energie und die Zukunftsfreude der indischen Jugendlichen auf die Jugendlichen in unseren Einrichtungen überspringen. Die indischen Jugendlichen lassen sich nicht durch ihre prekäre Lebenssituation davon abbringen, an ihren Träumen festzuhalten und sie in die Tat umzusetzen.“
In Begegnung und Zusammenarbeit mit den Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus Indien sollen die Jugendlichen aus Herne und Castrop-Rauxel im praktischen Sinn interkulturelle und globale Lernerfahrungen machen. „In den aktuellen politischen Zeiten und einer deutlich verschobenen politischen Mitte in Deutschland und weltweit ist es von großer Bedeutung, interkulturelle Themen hier vor Ort in Wanne-Eickel, Herne und Castrop-Rauxel zu platzieren“, so Steffen Wilmink, Geschäftsführer der Fachstelle Eine Welt. „Bei der Kinderkulturkarawane werden junge Menschen aus unterschiedlichen Kulturen zusammengebracht und lernen sich gegenseitig kennen, wodurch das gegenseitige Verständnis und Miteinander gefördert wird“, erläutert Wilmink den Projektansatz.
Die Gruppe „The Dreamcatchers“ ist im Rahmen der Kinderkulturkarawane auf einer Tournee durch verschiedene Städte in Deutschland und wird noch in Berlin und Hamburg zu Gast sein. Die Gruppe setzt sich besonders für Kinder und Jugendliche ein, die aus benachteiligten Verhältnissen stammen. Sie arbeitet mit Nomadenstämmen und ist bekannt für ihre innovative Verknüpfung von Theater und Tanz zur Stärkung der Gemeinschaft.
Zuhause ist die Gruppe „Creacting Culture Centre” in Hathiyar in Nordindien.
Abishek Kumar, der Leiter der Gruppe und des Zentrums in Bihar, erläutert, wie es zu dem Namen „The Dreamcatchers“ kam: „Unser Traum war es immer, einen eigenen Ort für unsere Arbeit mit den Jugendlichen zu haben und auch dass wir in Deutschland auftreten können. 2016 konnten wir dann Dank der Kinderkulturkarawane durch Deutschland touren und mit dem Geld, das wir dadurch verdient haben, das Zentrum errichten und uns unsere Träume erfüllen.“
Die Mitglieder leiten dort und in den umliegenden Slumgebieten Theater- und Tanzworkshops mit dem Ziel, künstlerische Fähigkeiten und Selbstbewusstsein der Jugendlichen zu fördern. Für viele der Jugendlichen ist das Zentrum Familienersatz und zum Teil auch Schlafstätte. Derzeit stehe dessen Zukunft allerdings auf der Kippe, berichtete Sarah Heider, die im indischen Projekt mitarbeitet und die Gruppe in Deutschland begleitet. „Kurz vor der Abreise der Gruppe hat der neue Besitzer der Immobilie beschlossen, das Gebäude abzureißen. Im Augenblick sind das Zentrum und mit ihm viele Jugendliche heimatlos. Die Tournee ist aber eine große Ermutigung und wir hoffen, Dank der vielen Kontakte, im Herbst mit dem Aufbau eines neuen Zentrums beginnen zu können.“
Die „Dreamcatchers“ wurden begrüßt von (hinten von links): Steffen Wilmink, Viviane Höffges, Martin Eckert, Frank Ronge, Markus Heißlre und Superintendentin Claudia Reifenberger (rechts). FOTO: GÜNTER MYDLAK