Gedenkfeiern gedachten der ermordeten Juden

HERNE – Zunehmender Antisemitismus in der Gegenwart und zunehmende Kälte in der Gesellschaft waren Themen auf den Gedenkfeiern zu der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938. Zugleich wurde 400 jüdischer Mitbürger, 1700 meist ausländischer Zwangsarbeiter, Kriegsgefangener, Emigranten, politischer und religiöser Widerstandskämpfer, Sinti und Roma und 1500 Bombenopfer aus der Zeit des Dritten Reiches gedacht. Gesamtschullehrer Ulrich Kind forderte zum Wachhalten der Erinnerung auf, so wie das Erich-Fried-Gesamtschüler über Monate getan hätten. Mit dem Erfolg, dass im Stadtgebiet nunmehr zwölf Gedenktafeln Auskunft über das jüdische Leben in Herne geben, die neuesten an der Ecke Mont-Cenis-/ Kantstraße sowie an der Ecke Schul-/ Heinrichstraße mit Porträts der jüdischen Familien Frank und Wetheim. Dass das nach Verwüstung in Umgestaltung befindliche Shoah-Mahnmal am Willi-Pohmann-Platz noch unter einem Brettergüst verborgen lag, mutete befremdlich an. Schülerinnen und Schüler sparten nicht mit Blumen, die sie über den umgebenden Drahtzaun warfen.

Eindrucksvoll stieg danach eine Gedenkfeier am Genius-Denkmal an der Bebelstraße. Dort verwahrten sich Schülerinnen und Schüler in Mikrofonansprachen gegen das Vergessen, appellierten an andere Jugendliche, das Wort gegen Naziunrecht zu ergreifen und Unmenschlichkeit die Stirn zu bieten. Norbert Arndt von der Geschichtswerkstatt des Deutschen Gewerkschaftsbundes forderte zum Verhindern geschichtlicher Wiederholungen auf und zählte die Handlungen so genannter „besorgter Bürger“ zu den vom Genius bekämpften Aktivitäten.

Einsatz gegen Hass, Gewalt und Fremdenfeindlichkeit forderte Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda in seiner Ansprache von gut 300 Besuchern der Stadt-Gedenkfeier nahe dem ehemaligen Standort der Wanne-Eickeler Synagoge. Dort konnten die beiden neuen Shoah-Gedenktafeln im Original in Augenschein genommen werde. Instrumentalisten von der Wanne-Eickeler Gesamtschule schufen einen würdigen musikalischen Rahmen. SI