Herne. Stephanie Jordan, Sozialdezernentin der Stadt Herne, hat dieser Tage die Fachstelle Eine Welt des Kirchenkreises Herne besucht. Die gelernte Soziarbeiterin ist in der Stadtverwaltung zuständig für die Bereiche Soziales, Gesundheit, Jugend und Familie sowie das Jobcenter. Dadurch ergaben sich im Gespräch zahlreiche Verknüpfungen zu den Arbeitsbereichen der Fachstelle.
Stephanie Jordan sieht in der Fachstelle eine gute Partnerin, wenn es darum geht, den Zusammenhalt in der Stadtgesellschaft und die Demokratie zu fördern. Ihr Ziel ist es, an das Vorhandene und Vielfältige in Herne anzuknüpfen und Verbindungen herzustellen, um so für möglichst viele Menschen erreichbare Orte zu schaffen, an denen sich die unterschiedlichen Altersgruppen und Geschlechter begegnen. Auch möchte sie den Leitgedanken der Fachstelle fördern. „Die Arbeit für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung sind bleibend wichtige Themen, sagte sie.
Flüchtlingsreferentin Katja Jähnel berichtete aus ihrer Beratungstätigkeit, „die vielfach darin besteht, Termine beim Ausländeramt zur Verlängerung des Aufenthaltes zu beschaffen oder ein Veto einzulegen, wenn den Klienten wegen des abgelaufenen Aufenthaltes eine Stelle nicht verlängert wird und das Jobcenter Leistungen nicht mehr zahlt.“ Man sei im ständigen Austausch mit Dr. Frank Burbulla als zuständigem Dezernenten. „Aber Veränderungen scheitern auch an der Personalsituation und sind langwierig“, so Jähnel. Die Flüchtlingsreferentin berichtete zudem von vielen Anfragen nach Kirchenasyl. „In den Gemeinden leisten viele Ehrenamtliche eine unglaublich gute Arbeit leisten, um ein Kirchenasyl mitunter über Monate zu begleiten und somit vulnerable Menschen vor einer Rückführung in Länder, in denen die Bedingungen für Asylbewerber nachweislich menschenunwürdig und gewalterfüllt sind, zu schützen.“
Im Gespräch wurden auch immer wieder konkrete Projekte angesprochen. So schlug Eine-Welt-Promotor Markus Heißler vor, das Kriegerdenkmal an der Holsterhauser Straße, wo auch Beteiligten an Kolonialverbrechen und Völkermord gedacht wird, durch eine erklärende Informationstafel zu ergänzen. Er informierte auch über die Zusammenarbeit mit der Stadt im Projekt Faire Kita sowie über die internationalen Begegnungsprojekte der Fachstelle im Kinder- und Jugendbereich.
Nina Bauer und Anna Hopfe, die Beraterinnen für Betroffene von Menschenhandel, Zwangsheirat und Häusliche Gewalt, berichteten über einen starken wie steigenden Zulauf von Klientinnen. „Die Erreichbarkeit der Ausländerbehörde und die Terminvereinbarung für Klientinnen stellen teilweise eine zeitaufwendige Hürde dar“, sagten sie. „Zudem erhoffen wir uns einen eingeren Kontakt mit dem Jugendamt, wenn es beispielsweise um spezielle Bedarfe von gewaltbetroffenen 18- bis 21-Jährigen geht. Darüber hinaus war die Schaffung weiterer geschützter Unterbringungsmöglichkeiten ein wichtiges Thema des Gesprächs.
Die Evangelische Erwachsenenbildung ist in diesem Jahr mit Petra Stach-Wittekind neu gestartet. Die ersten beiden Halbjahresprogramme sind initiiert. „Es zeigt sich, dass Menschen gern in Ihrem Stadtteil Angebote besuchen“, so Stach-Wittekind. „Dadurch wird der Stadtteil aufgewertet und eine weite Anreise entfällt.“ Hier könne sich in Zukunft eine Zusammenarbeit ergeben. In Zeiten von Kirchenschließungen könnten Stadtteilzentren als Veranstaltungsorte infrage kommen. „Bei knapperen Kassen könnte und sollte man mit den verschiedenen Playern näher zusammenrücken“, waren sich Petra Stach-Wittekind und Stephanie Jordan einig.
Zum Abschluss informierte Martina Wisnewski, Koordinatorin für ehrenamtliche Flüchtlingsarbeit sowie Ausreise- und Perspektivberaterin, über die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von Ehrenamtlichen in der Flüchtlingsarbeit. „Diese reichen von kurzzeitigen Projekten bis zu sehr ausführlichen Begleitungen von Geflüchteten, die sich über Jahre erstrecken können“, erzählte Wisnewski. „Der Einsatz der Ehrenamtlichen wird durch Qualifizierungsangebote unterstützt.“ Auch der Ausbau des Nachbarschafts- und Begegnungstreffs in der GartenOase, einem Urban-Gardening-Projekt neben der Musikschule an der Overwegstraße 32, gehört zum Aufgabengebiet der Ehrenamtskoordination.
„Die Ausreise- und Perspektivberatung verzeichnet ebenfalls einen stetigen Zuwachs“, berichtete Martina Wisnewski. „Zurzeit wollen besonders viele Menschen nach Syrien zurückkehren.“ Den Betroffenen werde bei der Antragstellung für finanzielle Unterstützung der Ausreise geholfen. „Außerdem werden die Perspektiven für eine Reintegration ins Heimatland sowie die dortigen Möglichkeiten zur Einkommensgenerierung besprochen.“
Stephanie Jordan freute sich über die Anregungen und Aufgaben aus dem Gespräch. „Es war für beide Seiten anregend und war sicher nicht die letzte Begegnung“, so Markus Heißler. Das Team verwies abschließend auf das 50-jährige Bestehen der Fachstelle, das im nächsten Jahr gefeiert werden soll. FEW
Von links: Nina Bauer, Stadträtin Stephanie Jordan, Martina Wisnewski, Katja Jähnel, Petra Stach-Wittekind, Anna Hopfe und Markus Heißler. FOTO: FEW