EvK-Auszubildende leiten chirurgische Station

HERNE / CARTOP-RAUXEL - Die Zentrale Pflegefachschule der Ev. Krankenhausgemeinschaft, die für die Ausbildung der Pflegekräfte des EvK Herne und EvK Castrop-Rauxel zuständig ist, hat ein Experiment der besonderen Art gestartet mit dem Arbeitstitel "Schüler leiten eine Station". 13 Schülerinnen und Schüler mit den unterschiedlichsten Vorerfahrungen wurden ausgewählt, um für 3 Wochen eine chirurgische Station mit 19 Betten am EvK Castrop-Rauxel zu übernehmen. Eigenverantwortlich waren sie für alle Tätigkeiten im Stationsalltag zuständig. Auch alle Positionen, inkl. Leitung, wurden von ihnen übernommen. Wichtig: Zu keiner Zeit waren die Auszubildenden komplett auf sich gestellt, es gab stets hauptamtliche Kräfte, die im Hintergrund präsent waren. Ein Erfahrungsbericht von Ausbildungsbetreuerin Nicole Speckmann.

Alles begann mit einer Idee…..Ganz bewusst hatten wir für dieses Projekt zwei verschiedene Ausbildungskurse mit unterschiedlichem Ausbildungsstand ausgewählt, insgesamt 13 männliche und weibliche Auszubildende mit den unterschiedlichsten Vorerfahrungen. Ort des Geschehens war die Station 15 im Evangelischen Krankenhaus Castrop-Rauxel, eine chirurgische Station mit 19 Betten, aufgeteilt auf 10 Patientenzimmer.
Die Reaktionen der Schülerinnen und Schüler beim ersten gemeinsamen Treffen waren noch sehr verhalten, es gab Unsicherheiten und natürlich auch viele Fragen. Wir sprachen offen über Ängste und Wünsche und langsam nahm unser Vorhaben Fahrt auf. Bevor es losging wurden noch Schulungen zu einzelnen Themen gewünscht und realisiert. Egal, ob Reanimation, Notfallmanagement oder auch Wundversorgung, unsere Auszubildenden sollten natürlich gut vorbereitet in das gemeinsame Projekt starten. Damit unser Stationsteam genauso komplett war wie in der Klinikrealität, gab es nicht nur Stationskräfte, sondern auch eine Stationsleitung, eine Stellvertretung und zwei Praxisanleiter, die aus den eigenen Reihen gewählt wurden. Mit Hilfe der Ausbildungsbetreuung schrieben die neue Stationsleitung und Stellvertretung den Dienstplan für die Zeit des Projektes und verteilten die Auszubildenden auf alle drei Schichten.Das zweite und letzte gemeinsame Vortreffen war erfüllt von Tatendrang und Ideen. Viele der Auszubildenden hatten sich Gedanken über das bevorstehende Projekt gemacht und kamen mit guten Vorschlägen, wie man das Eine oder Andere umsetzen kann. Zum Beispiel wurde eine Presse AG gegründet, um über unser Projekt zu berichten. Zum Schluss wurde der Dienstplan verteilt und letzte Unklarheiten beseitigt. Am 31. August war es endlich soweit: es ging los. Neben einer Krankenhausführung und einer ausführlichen Führung über die Station 15 bekamen die Auszubildenden am ersten Tag noch eine Auffrischung im Thema Wunden und Wundversorgung. Organisatorisches wurde geklärt (Spindschlüssel, Dienstkleidung und auch Parkkarten wurden organisiert ), das „alte“ und das „neue“ Stationsteam lernten sich kennen und Pflegedirektorin Beate Schlüter, Yvonne Löffler als stellvertretende Pflegedienstleitung, Schulleiter Martin Hückelheim und Verwaltungsdirektor Gerhard Glock begrüßten uns im EvK Castrop-Rauxel und wünschten uns für unser Projekt viel Erfolg.

Am 01.09.2020 war dann der offizielle Projektstart. Die Auszubildenden hatten jetzt das Zepter in der Hand und würden nun ab jetzt für 18 Tage die Station übernehmen. Sie waren nun für alles zuständig, was anfiel. Für die Organisation der Arbeit, die Pflege der Patientinnen und Patienten, die Absprachen im multiprofessionellen Team, die Dokumentation, die Bestellungen ……... Natürlich waren sie zu keinem Zeitpunkt völlig auf sich gestellt. In jedem Dienst war ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin der Ausbildungsbetreuung oder der hauptamtlichen Praxisanleitungen anwesend, dazu mindestens ein examinierter Mitarbeiter oder Mitarbeiterin der Station, um zu beobachten und zu unterstützen. Der Start war, wie es sicherlich zu erwarten ist, wenn viele verschiedene Menschen zum ersten Mal in einer neuen Funktion zusammen treffen, etwas chaotisch. Trotzdem fanden alle schnell in ihre Rolle. Schnell wurde aus Mittelkursschülern, Oberkursschülern, Ausbildungsbetreuern und Examinierten Kräften der Station ein großes Team. Alle waren positiv überrascht, wie gut es lief und wie schnell sich das neue Team zusammen fand. Die Kolleginnen und Kollegen des Stationsteams freuten sich darüber, wie motiviert, lernbegierig und gut vorbereitet die Auszubildenden sind. Sie hatten für die Auszubildenden jederzeit ein offenes Ohr für anstehende Fragen und unterstützten, wo sie nur konnten und wo es gewünscht war.

Viel Lob gab es von den Patientinnen und Patienten. Sie fanden das Projekt toll und fühlten sich jederzeit sicher und gut aufgehoben. Gleichzeitig waren sie darüber erstaunt, dass die Auszubildenden die Station und den Ablauf so gut im Griff hatten und man gar nicht bemerkte, dass die Station von Auszubildenden geleitet wird. Schnell bekam das Team von einem Patienten den Spitznamen „die Zauberlehrlinge“. Solch ein positives Feedback motivierte natürlich noch mehr! Auch die Chefärzte, Oberärzte und Stationsärzte der Abteilung standen fest hinter dem Projekt. Die Schüler konnten jederzeit Fragen zu ihren Patienten oder zu Anordnungen stellen und wurden sogar in den OP eingeladen. Diese tolle Chance wurde natürlich gern genutzt.Obwohl die Station in 3 feste Bereiche aufgeteilt wurde, halfen sich alle gegenseitig. Zwischendurch gab es immer mal wieder Besprechungen, um festzustellen, in welchem Bereich noch Hilfe benötigt wurde. Nach jeder Übergabe reflektierten alle gemeinsam den vergangenen Dienst, um zu sehen, ob man Abläufe optimieren könnte oder sollte. Egal, ob eine Notfallsituation, eine Reanimation oder eine Apothekenbegehung, die Auszubildenden stellten sich jeder neuen Herausforderung und meisterten sie am Ende auch! Als sich die 2. Woche des Projektes dem Ende neigte, ließen Auszubildende und Examinierte die vergangene Projektzeit ein erstes Mal Revue passieren und kamen sehr schnell zu dem einhelligen Schluss: Schade, dass das Projekt so bald schon endet!

Am 18. September endete dann tatsächlich das große Abenteuer. Es fand noch eine letzte Übergabe an den Spätdienst statt und dann wurde es emotional. Von den Auszubildenden gab es als Dankeschön für das Stationsteam einen großen Korb mit Süßigkeiten. Aber auch die Schülerinnen und Schüler gingen nicht leer aus. Zusätzlich zu all den Erfahrungen, die sie in den knapp drei Wochen mitnehmen konnten, erhielten sie als „Pioniere“ eines neuen Ausbildungsprojekts Blumen von Pflegedirektorin Beate Schlüter sowie Cornelia Lüdeke und Yvonne Löffler als Pflegedienstleitung und Stellvertretung. Sie hätten kaum stolzer sein können. Das Fazit: Alle waren begeistert, wie gut das Projekt in die Tat umgesetzt werden konnte. Für die  Auszubildenden war es das „Beste, was ihnen passieren konnte“, die Ausbildungsbetreuung freute sich über die gelungene Umsetzung und darüber, um wie viel gestärkter und selbstsicherer die Auszubildenden aus dem Projekt heraus gegangen sind. Auch Pflegedirektorin Beate Schlüter machte aus ihrer Begeisterung über den erfolgreichen Verlauf keinen Hehl.  „Ich freue mich darüber wie Bolle“, sagte sie spontan und kündigt schon mal an, dass das sicher nicht das letzte Projekt dieser Art gewesen sein wird! Und die Station 15? Sie stellte sich sofort und ohne zu zögern für eine erneute Teilnahme an einem solchen Projekt zur Verfügung. Ein größeres Kompliment konnten die erfahrenen Pflegeprofis dem Nachwuchs nicht machen.

Es war ein großes Abenteuer für alle Beteiligten……………….to be continued. /NS