Entwidmung 112 Jahre nach der Errichtung

Castrop-Rauxel. Die Kirchengemeinde Castrop-Rauxel-Nord wird ihre Petrikirche in Habinghorst entwidmen. Das geschieht in einem Gottesdienst am Sonntag, 12. November, um 15 Uhr in einem Gottesdienst. Er endet mit dem Hinaustragen der Altarbibel, der Abendmahlsgeräte und der Osterkerze und findet seine Fortsetzung in der Ickerner Christuskirche, dem Zentrum unserer vereinigten Kirchengemeinde. Dort feiert die Gemeinde dann gemeinsam das Heilige Abendmahl. Im Anschluss gibt es im Lutherhaus ein gemeinsames Essen. Ein Bus steht zur Verfügung, um Gemeindeglieder von der Petrikirche in die Christuskirche und nach der Feier wieder zurückzufahren.

Die Gemeinde gibt die Kirche 112 Jahre nach der Errichtung auf. Eine hohe Sanierungsbedürftigkeit und die kontinuierlich sinkende Gemeindegliederzahlen haben zu dieser Entscheidung des Presbyteriums geführt. In die Petrikirche, in der rund 400 Menschen Platz finden, kommen in der Regel nur etwa 30 Personen zum Gottesdienst zusammen. Bei Taufgottesdiensten oder anderen besonderen Gottesdiensten sind es 80 bis 150 Personen; nur an Weihnachten und zur Konfirmation ist die Kirche ausgelastet.

„Gleichwohl ist dem Presbyterium die Entscheidung alles andere als leichtgefallen“, sagt Pfarrer Sven Teschner. „Es musste diskutieren, ob ein schönes, stadtbildprägendes und religiös bedeutsames Gebäude aufgegeben werden kann und gleichzeitig die Frage beantworten, ob es richtig ist, für die Sanierung eines so wenig ausgelasteten Gebäudes mindestens eine Million Euro auszugeben.“ Letztlich habe sich die Gemeindeleitung zu dem schwierigen Schritt der Aufgabe der Kirche entschieden, „weil eine so große Kirche an diesem Standort weder gebraucht wird noch finanzierbar ist“, so Teschner.

„Aber wir haben mit der Christuskirche in Ickern und der Erlöserkirche in Henrichenburg andere schöne Kirchen, in denen wir künftig gemeinsam Gottesdienste, Taufen, Trauungen, Konfirmationen und Jubiläen feiern werden“, sieht der Pfarrer, der das Pfarrhaus neben der Petrikirche verlassen wird, positiv in die Zukunft. „Ich hoffe, dass alle, die im Moment traurig, erschüttert oder wütend sind, sich Zeit nehmen zum Trauern, Klagen und Erinnern“, sagt er. „Und ich hoffe, dass sie sich dann nach und nach trösten lassen durch die Erfahrungen, die Sie an anderen kirchlichen Orten ihrer Gemeinde im Norden unserer Stadt machen können und machen werden.“ Er ist zuversichtlich, dass der Verlust der Petrikirche nicht gleichbedeutend ist mit dem Verlust von Heimat in der Kirchengemeinde. Und vor allem ist gewiss, „dass die Zusage Jesu Christi ‚Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen‘ nicht an ein bestimmtes Gebäude gebunden ist.“
Die Petrikirche wird in den kommenden Wochen an einen Investor verkauft. Sein und unser Ziel ist es, die Kirche als Gebäude zu erhalten. Es gibt Pläne, die noch nicht spruchreif sind, die aber eine sinnvolle und eine angemessene Weiternutzung des Kirchgebäudes beinhalten.

Auch das benachbarte Gemeindehaus wird die Kirchengemeinde aufgeben. Das Café Q wird im Stadtteil an anderer Stelle verortet bleiben. Eb Gruppen können sich auch weiterhin in Habinghorst an einem anderen Ort zu treffen. Hier steht die Gemeinde kurz vor dem Abschluss eines Mietvertrages. „Wir geben unsere Gebäude in Habinghorst auf, ziehen uns aber nicht als Kirche aus dem Stadtteil zurück“, sagt Sven Teschner. „So wird etwa das Weltcafé – ein Treffpunkt für Menschen, die durch Flucht zu uns gekommen sind – weiterhin in Habinghorst stattfinden.“ AR