Die Faire Woche startete mit Jubiläumsfeier

HERNE. Zum Start der Fairen Woche in Herne am 6. September wurde erstmal gefeiert, und zwar das 50-jährige Jubiläum des Weltladens Esperanza. Leiterin Christa Winger freute sich bei sonnigem Wetter über den Besuch zahlreicher Gäste im und vor dem Geschäft, in dem es neben Kaffee und Schokolade Gewürze, Schmuck, Taschen oder Kunstgegenstände zu kaufen gibt. 1974 hatten Pfarrer Harald Rohr und seine Mitstreiter den – damals noch – Dritte-Welt-Laden an der Von-der-Heydt-Straße eröffnet. Es war erst das dritte Geschäft dieser Art in Deutschland. Nach zwei weiteren Umzügen hat er seinen Standort nun auf der Freiligrathstraße in Herne. Gäste aus Kirche, Politik und Gesellschaft waren gekommen, um zu gratulieren. „Das Jubiläum ist ein Anlass, der uns alle stolz macht und uns daran erinnert, wie wichtig unser gemeinsames Wirken für eine gerechtere Welt ist“, sagte Bürgermeister Kai Gera, der in Vertretung von Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda die Grüße des Rates der Stadt Herne überbrachte, die seit 2011 den Titel „Fair-Trade-Stadt“ trägt.

Superintendentin Claudia Reifenberger betonte die Möglichkeit, im Weltladen durch eigenes Konsumverhalten etwas für mehr Gerechtigkeit zu tun. „Fair gehandelte Produkte sind ja mittlerweile auch in Supermärkten angekommen“, woran man den Erfolg der Arbeit des Weltladens erkenne. Daneben habe diese Arbeit aber auch eine wichtige pädagogische Komponente, weil sie den Zusammenhang von Wirtschaft und Gerechtigkeit deutlich mache. Zum Abschluss ihres Grußwortes bat sie mit Steffen Wilmink den neuen Geschäftsführer der Fachstelle Eine Welt des Kirchenkreises Herne auf die Bühne, der die Gelegenheit nutzte, sich und die Arbeit der Fachstelle vorzustellen.

Nach einem Musikbeitrag einer Schülerband des Haranni-Gymnasiums folgte ein offenes Gespräch, das Martin Domke, Vorsitzender des Vereins Weltmarkt-Solidarität für Eine Welt e.V., mit Karin Rohr, der Witwe des 2016 verstorbenen Harald Rohr, Yayra Glover, der das erste Bio-Kakao-Projekt in Ghana gegründet hat, der ehrenamtlichen Weltladen-Mitarbeiterin Marlies Schmidtpott und Markus Heißler, dem regionalen Eine-Welt-Promotor, führte.  Auf Domkes Frage, wie sie zur Arbeit mit dem heute so genannten „Fairen Handel“ gekommen, berichtete Karin Rohr: „Der Weg führte von ‚Brot für die Welt‘ zum Fairen Handel. Harald und ich kamen 1968 nach Herne, und Harald bekam 1969 als Baukauer Gemeindepfarrer das kleine Nebenamt, für ‚Brot für die Welt‘ im Kirchenkreis zu werben und die Kollekten zu steigern. Das gelang ihm auch, aber es reichte ihm nicht. ‚Brot für die Welt‘ verbanden die Menschen mit Almosen und Mitleid. Das vermittelte ein einseitiges und falsches Bild vom größeren Teil der Menschheit, der im Süden lebt. Anlass, den Herner Weltladen zu gründen war, die ungerechten Handelsstrukturen zu überwinden.“ 

Markus Heißler betonte, dass die Weltläden auch zukünftig wichtig seien. „Zwar werden heute die meisten fair gehandelten Lebensmittel in Supermärkten und Discountern verkauft; die Weltläden bleiben aber als alternativer Ort in einem weitgehend kommerziellen Umfeld sowie als Ort der Bildungs- und politischen Arbeit für globale Gerechtigkeit von Bedeutung“, sagte er. „So ist z.B. der Weltladen in Herne ein wichtiger Partner in der Fairtrade-Stadt Herne, den Fairtrade-Schulen oder den Fairen Kitas.“ AR
 

FOTOS: GÜNTER MYDLAK

  • Der Weltladen Esperanza in Herne feierte sein 50-jähriges Jubiläum.
  • Superintendentin Claudia Reifenberger und Bürgermeister Kai Gera (rechts) sprachen Grußworte. Links: Steffen Wilmink, Geschäftsführer der Fachstelle Eine Welt. Hinten: Caritas-Geschäftsführer Ansgar Montag.
  • Karin Rohr, Witwe von Harald Rohr, gehörte zu den Gästen.
  • Das Angebot des Weltladens Esperanza umfasst neben Kaffee, Tee und Schokolade Schmuck, Taschen oder Kunstgegenstände.
  • Renate Weigel, Marcel Böhme und Thiri Lwin gehören zum ehrenamtlichen Verkaufsteam.
  • Eine Schülerband des Haranni-Gymnasiums sorgte für musikalische Unterhaltung.
  • Pfarrer i.R. Martin Domke, Vorsitzender des Vereins Weltmarkt-Solidarität für Eine Welt (rechts) mit Yayra Glover, der das erste Bio-Kakao-Projekt in Ghana gegründet hat.
  • Von links: Markus Heißler, Yayra Glover, Petra Stach-Wittekind (Fachstelle Eine Welt), Anne Sturm vom Verein Freunde der AIC Madagaskar, Rolf Ahrens (Die Grünen Herne), Christa Winger, Leiterin des Weltladens) und Martin Domke.