Dazwischenrufen war streng verboten

DORTMUND – „Guten Morgen!“ sagte die Dame am Eingang, und legt direkt ihren Finger auf den Mund. „Leise sein!“ Der Empfang im Schulmuseum in Dortmund machte schon deutlich, dass es noch vor hundert Jahren ganz anders in der Schule zuging. Die Schulanfänger 2020 des Familienzentrums der Petrus-Kirchengemeinde Herne hatten sich auf den Weg gemacht, um genau das zu erkunden. Sie bekamen eine Schuluniform angezogen – alle sahen gleich aus. „Komisch ist das“, fand Josée.

Und dann ging es in den Klassenraum. Mit dem Finger auf dem Mund, damit auch wirklich nicht geredet wurde. Hier galten klare Regeln: Wer etwas sagen wollte, musste aufzeigen. Keiner durfte dazwischenrufen. Geschrieben wurde auf Tafeln, auch das war für die Kinder etwas Unbekanntes.

Eine völlig neue, andere Erfahrung von Schule, die die Kinder an diesem Vormittag gemacht haben. Nicht alles fanden sie schlecht. „Das mit dem Aufzeigen ist anstrengend“, fand Luis. „Aber irgendwie auch gut“, ergänzte Lea. „So wird wenigstens jeder gehört und nicht immer nur die schnellen, lauten Kinder.“ Ein spannender Vormittag, so spannend, dass einige Kinder auf der Rückfahrt im Zug eingeschlafen sind. LL