Herne. Schon der Einstieg in den interreligiösen Dialogabend am 18. Februar in der Herner Volkshochschule im Kulturzentrum hat das Publikum herausgefordert. „Bilden Sie drei Sätze, in denen das Wort ‚Auferstehung‘ und das Wort ‚Ich‘ vorkommen“, lautete der Auftrag. „Ich glaube an die Auferstehung Jesu, ich weiß nicht, ob ich auferstehen werde, Gott hat Ja zu mir gesagt, das reicht, eine Auferstehung brauche ich nicht“ waren einige der Antworten. Pfarrerin i.R. Katharina Henke erzählte von einer Beerdigung mit freier Trauerrednerin, bei der kein Wort zur Auferstehung vorkam.
Dr. Michael Rosenkranz von der jüdischen Gemeinde Bochum-Herne-Hattingen berichtete vom Kaddisch, einem Gebet, in dem Gott am offenen Grab verherrlicht wird. Es gebe die Hoffnung, dass Gott die Toten wiederbelebt. Die Verstorbenen werden um Vergebung gebeten. Der Glaube an eine Auferstehung sei allerdings erst spät ins Judentum eingewandert – durch den Kontakt mit der Zarathustra-Religion. Er finde sich erst bei den (nach-)exilischen Propheten – etwa im 37. Kapitel des Propheten Ezechiel. Der jüdische Glaube konzentriere sich aufs Diesseits. Zeichen der Hoffnung bleibe Gottes Wirken – wie die Befreiung aus der Sklaverei, der beim Pessachfest gedacht wird.
Hüseyin Inam erläuterte das muslimische Totengebet. Beim Abschied vor der Moschee gelte es, Ungeklärtes sofort zu klären, damit es im Jüngsten Gericht nicht vorgeworfen werden könne. Der Gedanke an den Jüngsten Tag bestimme die Ethik und das Verhalten der Muslime. Doch sei Gott der Barmherzige.
„Für Christen ist der Grund aller Hoffnung die Auferstehung Jesu“, sagte Katharina Henke. „Mit dem Osterfest feiern wir, dass Gott ins Leben ruft – die Toten und die Lebenden“, so die Pfarrerin. „Gott, der aus dem Nichts erschafft, zieht uns in sein Licht; er wird auch uns nicht in der Dunkelheit stecken lassen.“ Der Auferstehungsglaube sei damit Trost für Sterbende und Trauernde und ebenso für alle, die hier nach Gerechtigkeit hungern. Dass er für das Leben im Diesseits Bedeutung habe als Protest gegen ungerechte Lebensverhältnisse, illustrierte sie mit einem Osterlied des Schweizer Pfarrers Kurt Marti: „Das könnte den Herren der Welt ja so passen, wenn hier auf der Erde stets alles so bliebe…Wenn hier die Herrschaft der Herren und die Knechtschaft der Knechte so weiterginge wie immer.“
Der Glaube an die Auferstehung sei oft als Vertröstung missbraucht worden, um bestehendes Unrecht zu legitimieren. Für Christen sei der Auferstehungsglaube jedoch ebenso Ansporn und Hoffnung – „er führt in die Nachfolge, dass wir Gottes Verheißungen in dieser Welt erfahrbar machen“, so Henke. Für Rosenkranz gehört dies zur Würde, die Gott uns Menschen schenkt: „Wir sind Mitarbeitende, Partner Gottes“, sagte er. „Und wo sind unsere Toten? Gott weiß es – das genügt.“ KH
Dr. Michael Rosenkranz und Hüseyin Inam berichteten über Auferstehungshoffnungen in Judentum und Islam. FOTO: HENKE