Herne. Wanne-Eickel. Zum Ende dieses Schuljahres werden mit der kirchlichen Lehrkraft Heike Fechner-Raben und Pfarrer Burkhard Giese eine langjährige Religionslehrerin und ein langjähriger Religionslehrer in den Ruhestand verabschiedet. Beide hatten ihren Arbeitsplatz am Emschertal-Berufskolleg – Fechner-Raben an der Hauptstelle an der Steinstraße in Wanne-Eickel, Pfarrer Giese an der Nebenstelle am Westring in Herne.
Für Pfarrer Burkhard Giese steht am Ende seiner Dienstzeit eine offizielle Entpflichtung von seinem Dienst in einem Gottesdienst. Der beginnt am Freitag, 14. Juni, im Schulgebäude am Westring 205 (Raum B 209) um 11.15 Uhr. Superintendentin Claudia Reifenberger wird die Entpflichtung vornehmen – und in diesem Rahmen auch Heike Fechner-Raben, die beim Kirchenkreis angestellt ist, offiziell verabschieden.
Heike Fechner-Raben (*10.3.1958) ist in Rheine geboren und hat in Münster Evangelische Theologie, Pädagogik und Geographie auf Lehramt studiert. Nach ihrem Referendariat in Münster hatte sie ihre erste (Teilzeit-)Stelle am Bischöflichen Berufskolleg für Wirtschaft in Ahlen, bis sie ein „Hilferuf“ von Pastor Ulrich Schrotmann, dem damaligen Bezirksbeauftragten für Berufsschulen im Kirchenkreis Herne, ereilte. „Es wurde dringend eine Lehrkraft für Evangelische Religion am Berufskolleg für Wirtschaft und Verwaltung, dem heutigen Mulvany-Berufskolleg, gesucht“, erinnert sie sich. Fechner-Raben hat die Stelle 1998 übernommen und unterrichtet seitdem – auch nach dem Wechsel ans EBK an der Steinstraße – Evangelische Religion.
Neben dem Unterricht waren regelmäßige Gedenkstättenfahrten nach Weimar und Buchenwald ein wichtiger Schwerpunkt ihrer Arbeit. „Es gab immer eine thematische Vorbereitung und eine Nachbereitung im Rahmen der Beschäftigung mit christlicher Ethik in der Oberstufe“, so Fechner-Raben. „Zum Beispiel wurde anknüpfend an die Auseinandersetzung mit dem Thema ‚Euthanasie‘ das biblische Menschenbild entfaltet.“ Diese Auseinandersetzung mit Schülerinnen und Schülern werde ihr sehr fehlen. Gerade der Religionsunterricht eröffne viele Möglichkeiten: „Hier trauen sich die Jugendlichen und jungen Erwachsenen über ihre eigenen Lebensgeschichten zu sprechen“, so Fechner-Raben. Insgesamt nehme sie wahr, dass die Schülerinnen und Schüler heute ruhiger seien als in ihren Anfangsjahren. „Das macht mir fast ein bisschen Sorge, weil ich mir nicht sicher bin, ob diese Ruhe etwas mit Phlegma oder Gleichgültigkeit zu tun hat.“
In ihrem Ruhestand freut sich Heike Fechner-Raben darauf, nicht mehr jeden Morgen so früh aufstehen zu müssen. Ansonsten plant sie, von Mitte September bis Ende des Jahres ehrenamtlich bei der Hundehilfe in Portugal oder Spanien mitzuarbeiten, „bis ich mich an den Ruhestand gewöhnt habe.“ Danach will die dreifache Mutter mehr Zeit mit ihrem zweijährigen Enkelkind verbringen und sich weiterhin dem Reitsport widmen.
Burkhard Giese (*12.5.1960 in Iserlohn) hat nach seinem Abitur in Lüdenscheid in Bielefeld-Bethel, Tübingen und Bonn Evangelische Theologie studiert. Nach Vikariat und Probedienst in der Kirchengemeinde Baukau übernahm er im August 1989 seine erste Pfarrstelle in der Kirchengemeinde Wanne-Nord mit dem Schwerpunkt Jugendarbeit. Nach einer Zeit der Hospitation und einigen Vertretungsstunden lockte ihn die Möglichkeit, am Berufskolleg (fast) ausschließlich mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu arbeiten – „und das, obwohl ich eigentlich nie Lehrer werden wollte“, so Giese. Seit 1996 stellt er sich nun dieser „großen und schönen Herausforderung“.
Besonders geschätzt hat Burkhard Giese das Gespräch mit den Schülerinnen und Schülern über Leben, Glauben und Kirche. „Die Jugendlichen fragen sehr direkt, zum Beispiel was es einem bringt, sich taufen zu lassen oder kirchlich zu heiraten.“ Schwerpunktmäßig war Burkhard Giese in der Ausbildung der Erzieherinnen und Erzieher eingesetzt – dazu gehörte neben dem Unterricht in Religion und Religionspädagogik auch die Praxisbegleitung. „Es gibt in Herne wahrscheinlich keine Kita, in der keine Erzieherin arbeitet, die ich im Unterricht hatte“, schmunzelt Giese.
Auch über den Unterricht hinaus hat sich der 64-Jährige in der Schule engagiert. Regelmäßige Schulgottesdienste gehörten dazu, wobei ihm die interreligiöse Schulfeier von und für Schülerinnen und Schüler zu Weihnachten besonders am Herzen lag. „Den hat die Erzieher-Unterstufe vorbereitet und maßgeblich durchgeführt“, so Giese. „So konnten sie ihren eigenen Glauben feiern und weitergeben.“ Weiter hat der Theologe sich eingesetzt für das Programm „Schule ohne Rassismus“ oder die Einrichtung einer jährlichen Schulskifahrt.
„Als Religionslehrer war ich immer auch Schulseelsorger und manchmal auch Sozialarbeiter“, erzählt Giese. Schülerinnen und Schüler hätten sich ebenso wie manche Kolleginnen und Kollegen vertrauensvoll mit persönlichen Angelegenheiten an ihn gewandt. Außerdem hatte er eine „Diakoniekasse“, die mit Spenden aufgefüllt wurde. „So konnte ich manches Mal unbürokratisch helfen, etwa wenn ein Schüler seine Stromrechnung nicht bezahlen konnte.“ Ein besonderer Ausdruck vertrauensvoller Beziehung ist es für ihn, wenn ehemalige Schülerinnen oder Schüler sich von ihm trauen oder ihre Kinder von ihm taufen lassen.
In seinem Ruhestand wird sich Burkhard Giese, der seit 2009 als Bezirksbeauftragter Ansprechperson und Fortbildungsverantwortlicher für die Religionslehrkräfte an Berufskollegs im Kirchenkreis Herne war, noch intensiver mit Bibliodrama beschäftigen. Diese „ganzheitliche Auseinandersetzung mit biblischen Texten“ hat es ihm schon lange angetan. Mittlerweile bildet er selbst Bibliodramaleiter aus und ist stellvertretender Vorsitzender der Gesellschaft für Bibliodrama Deutschland. Außerdem möchte Giese weiterhin Seminare mit Entspannungstechniken für Erzieherinnen und Erzieher im Anerkennungsjahr an. Ansonsten freut er sich einfach auf mehr Zeit. Burkhard Giese lebt mit seiner Frau und dem gemeinsamen Hund in Herne.