Die letzte Lebensphase lebenswert gestalten

Die letzte Lebensphase lebenswert gestalten

Der neue Anbau der Palliativstation im Evangelischen Krankenhaus Herne ist feierlich eröffnet worden – Ein Bericht von Marcel Gruteser (www.halloherne.de)

 

Herne. Nachdem die Palliativstation im Evangelischen Krankenhaus (EvK) Herne im Jahr 2022 das 30-jährige Jubiläum gefeiert hat, wurde am 19. April ein Erweiterungsbau offiziell eingeweiht und eröffnet. Die Station verfügt nun über zehn statt sechs Betten. Anfang 2022 wurde das Projekt vorgestellt, in Kürze können die ersten Patienten betreut werden. In den neuen Räumen sorgen große Fenster, ein modernes Bad und ein durchgehender Balkon dafür, dass sich die Patienten hier möglichst wohl fühlen können.

Die Zimmer bieten zwei Personen Platz, das müssen aber nicht der Patient und der jeweilige Partner sein. Wenn es gewünscht wird und zudem von Vorteil und zumutbar wäre, können auch zwei Patienten in einem Zimmer liegen, erläutert die Ärztliche Leiterin Dr. Katja Vogelsang. „Manche mögen den Austausch mit anderen oder wollen Ablenkung.“

Auf ein weiteres Patientenzimmer wurde verzichtet und stattdessen ein Wohnzimmer mit Sitzmöglichkeiten eingerichtet. Hier können die Patienten beispielsweise ihr Lieblingsessen genießen oder in Ruhe Zeit mit ihren Angehörigen verbringen. Die Verantwortlichen betonen an dieser Stelle noch einmal, dass die Palliativstation auf das Leben ausgerichtet und demnach nicht mit einem Hospiz zu verwechseln. Auf der Palliativstation werden sie behandelt und verbleiben im Schnitt 14 Tage dort, bevor sie nochmal nach Hause können, um bestenfalls in ihrer gewohnten Umgebung zu sterben.

Insgesamt hat der Anbau rund 2,5 Millionen Euro gekostet – den Hauptteil tragen die Evangelische Krankenhausgemeinschaft und das EvK. Die Schätzung Anfang 2022 lag bei 1,7 Millionen Euro. Durch eine frühzeitige Bestellung und Lagerung von Materialien sei man noch größeren Kostensteigerungen aus dem Weg gegangen, erläuterte Architekt und Bauleiter Jörn Potthoff.

Um die letzte Lebensphase lebenswert zu gestalten, werden den Patienten, wenn möglich, besondere Wünsche erfüllt – wie beispielsweise ein Besuch im Stadion des Lieblingsvereins oder eine gar eine Hochzeit. „Wir wollen die lange Tradition hier weiterführen und Menschen am Lebensende so gut es geht unterstützen. Dazu gehören auch viele Gespräche über Diagnosen, Chancen und Perspektiven mit den Angehörigen“, erläutert Katja Vogelsang.

Der Förderverein der Palliativstation finanzierte die Innenausstattung der Station mit rund 350.000 Euro. Zu verdanken ist das einer Spendenaktion, die vom Ex-FIFA-Schiedsrichter und Schirmherrn der Palliativstation, Thorsten Kinhöfer, unter dem Motto „Wir sind palliativ“ ins Leben gerufen wurde.

„Als Schirmherr war und ist es meine Aufgabe, Spenden einzusammeln. Daher bin ich bei vielen Unternehmen, Gruppen und Vereinen vorstellig geworden und habe kein einziges Nein gehört. Von daher freue ich mich umso mehr über die Eröffnung“, so Kinhöfer. „Mir liegt das Wohl der Patienten sehr am Herzen, deshalb ist es für mich eine Herzensangelegenheit, mich für eine gute palliative Versorgung am Ende des Lebens einzusetzen.“ Schließlich könne dieses Schicksal jeden treffen.

Ganz besonders zieht er den Hut vor den Zeitschenkern, die sich ehrenamtlich mit sterbenskranken Menschen beschäftigen. Das sieht auch Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda bei seiner Eröffnungsrede ebenso. „Ich bin beeindruckt von der Resonanz“, sagte er mit Blick auf die 200 bis 300 Leute, die sich im Erdgeschoss eingefunden hatten. Hier ist ein großer Sitzungssaal entstanden, der für die Weiterbildung von Ärzten genutzt werden soll. „Wir senden mit dieser Erweiterung ein Signal. Hiermit kann das EvK nun einigen weiteren Patienten helfen und leistet einen wichtigen Beitrag zur Lebensqualität.“ Vor allem durch Zusammenhalt und der Gemeinschaft würden solche Projekte fortbestehen.

Pfarrer Frank Obenlüneschloß, Vorsitzender des Fördervereins, merkte an, dass die Erweiterung ohne die Unterstützung des ehemaligen EvK-Geschäftsführers Heinz-Werner Bitter gar nicht möglich gewesen wäre. „Ein solches Projekt hat in der heutigen Krankenhauslandschaft keine Chance mehr. Wir sind froh, dass wir die Palliativstrukturen nun noch mehr verbessern konnten“, so Obenlüneschloß.

 

FOTOS: GÜNTER MYDLAK

Superintendentin Claudia Reifenberger sprach ein Grußwort für den Kirchenkreis Herne.

Der Herner Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda mit Superintendentin Claudia Reifenberger.

Pfarrer Frank Obenlüneschloß mit der Ärztlichen Leiterin Dr. Katja Vogelsang.

Zwei Personen haben in einem Zimmer Platz.